Äthiopien  3.1 Ethnien
Im 20. Jahrhundert galten die Amharen als Staatsvolk. Obwohl sie nur zwischen 20 und 30 % der Bevölkerung stellen, hat sich Amharisch als Landessprache durchgesetzt und wird zumindest von der Stadtbevölkerung des gesamten Landes im täglichen Umgang benutzt. Zusammen mit den Tigray, die ca. 10 % der äthiopischen Bevölkerung ausmachen, siedelten sie traditionell als Bauern in den nördlichen Hochländern, dem Kernland des historischen äthiopischen Kaiserreichs. Amharen und Tigray können unter dem äthio-semitischen Begriff Habesha ('Abessinier') zusammengefasst werden. Zum überwiegenden Teil sind sie Anhänger der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche. Die Hälfte der Bevölkerung sind Muslime, jedoch wird der Alltag von der äthiopisch orthodoxen Kirche geprägt. Eine kleine Minderheit sind Protestanten und Katholiken, die Minderheit jüdischen Glaubens (Falascha) ist mittlerweile fast komplett nach Israel ausgewandert.
Die zahlenmäßig größte Ethnie bilden allerdings die Oromo, was auf Oromiffa ‚die Starken‘ bedeutet. Die Oromiffa ist eine Kuschitische Sprache. Früher waren die Oromo und andere kuschitische und omotische Völker vor allem unter der Bezeichnung Galla bekannt, was auf amharisch ‚Heimatsuchende‘ bedeutet. Galla gilt heute als abwertend und sollte vermieden werden. Sie stellen über 40 % der Bevölkerung Äthiopiens und hängen oft dem Islam, aber auch der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche an. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich über den Süden, Osten und Westen des Landes. Die muslimische Bevölkerung der Stadt Harar wird Aderi genannt und hat aus historischen Gründen eine eigene linguistisch-kulturelle Identität. Die bedeutsamsten anderen ethnischen Gruppen Äthiopiens sind die Somali (6 %), Shankella (6 %) Afar (4 %), Gurage (3 %), Sidama (9 %) und Agaw (1 %). In den Regionen im Westen und Südwesten des Landes leben noch zahlreiche nilotische und omotische Ethnien, die zum Teil einen sehr ursprünglichen Lebensstil bewahrt haben. Die bekanntesten unter ihnen sind die Mursi, Hamar, Ometo und Nuer.

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