Afghanistan  5.2 Sprachen
In Afghanistan werden schätzungsweise mehr als 57 verschiedene Sprachen und über 200 verschiedene Dialekte gesprochen. Von diesen wurden durch die große Ratsversammlung Loja Dschirga Dari und Paschto als offizielle Landes- und Regierungssprachen (Amtssprachen) bestätigt.
Dari, die afghanische Bezeichnung für tadschikisches Persisch, abgeleitet von Farsi-e Darbâri, „Persisch des königlichen Hofes“, ist die Mehrheitssprache[1] und seit der Gründung Afghanistans durch Ahmad Shah Durrani auch Amtssprache des Landes. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans (hauptsächlich Tadschiken, Hazara, Aimaken, aber auch sehr viele Paschtunen) spricht Dari als Muttersprache. Dari ist zudem die Sprache der Bevölkerung der Hauptstadt Kabul. Es dient nicht nur als Regierungs- und Wirtschaftssprache, sondern auch als Kommunikationssprache zwischen jenen Volksgruppen, die nicht eine der beiden Landessprachen als Muttersprache sprechen. Deshalb kann es als Lingua Franca des Landes angesehen werden.
Paschto, die Sprache der Paschtunen, ist seit 1964 Amtssprache und wird von rund 35 % der Bevölkerung gesprochen. So wird traditionellerweise die Nationalhymne Afghanistans seit Anfang des 20. Jahrhunderts nur in Paschto gesungen. Auch militärische Titel sind der Sprache der Paschtunen entnommen. Trotzdem konnte sich Paschto bisher nicht als Staatssprache durchsetzen und hat diesen Status nur in den paschtunischen Stammesgebieten. Von anderen Bevölkerungsgruppen wird Paschto meist als zweitrangig angesehen, und auch die Frage der Nationalhymne hat immer wieder provokante Diskussionen heraufbeschworen. Jegliche Versuche der Regierung, den Status von Paschto in der Bevölkerung zu erhöhen, sind bisher im Großen und Ganzen gescheitert.
Daneben sind auch fünf Minderheitensprachen in jenen Regionen als Amtssprache anerkannt, in denen diese von der Mehrheit gesprochen werden; die Wichtigste ist dabei Usbekisch. Aber auch Turkmenisch, Belutschisch, Pashai und Nuristani (Kati) haben unter Karzai eine Aufwertung erfahren. Momentan wird unter anderem mit deutscher Hilfe daran gearbeitet, Wörterbücher und Lehrmaterialien für den Schulunterricht in diesen Sprachen zu erstellen.
Die Analphabetenrate ist mit ca. 70% im internationalen Vergleich sehr hoch. Invasion, Bürgerkrieg und die Kulturfeindlichkeit der Taliban haben ganze Generationen ohne jeden Zugang zu Bildung aufwachsen lassen. Besonders betroffen von diesem Ausschluss aus dem Bildungssystem waren Frauen, so dass noch heute ca. 90% aller Afghaninnen Analphabetinnen sind. Der Analphabetismus ist eines der größten Hindernisse beim Wiederaufbau des Landes. Mit dem Ende des Taliban-Regimes entstanden mit ausländischer Hilfe im ganzen Land neue Schulen, so dass inzwischen ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen wieder eine Schule besuchen kann.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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