Albanien  3 Bevölkerung
70 % der albanischen Bevölkerung leben auf dem Land. Ethnisch gesehen ist Albanien der Balkanstaat mit der größten Homogenität: Über 95 Prozent der Bevölkerung sind Albaner. Im Süden des Landes gibt es eine größere griechische Minderheit (66.000), kleinere Gruppen sind Slawische Mazedonier und Vlachen (Aromunen).
Die Albaner gliedern sich in die zwei großen Gruppen Gegen und Tosken, die sich nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell unterscheiden. Während die Tosken in der Südhälfte des Landes viel stärker von der orientalisch-städtischen Kultur des Osmanischen Reiches beeinflusst wurden, dominierte im gegischen Norden bis ins 20. Jahrhundert hinein eine archaische Stammeskultur das Leben der Menschen. (Eine Ausnahme bildet die wichtige nordalbanische Stadt Shkodra, die bis ins 15. Jahrhundert hinein längere Zeit venezianisch beherrscht war; hier prägten der Katholizismus und die Verbindungen nach Italien auch später noch die Mentalität der Bewohner.) Wenn auch in kommunistischer Zeit ein Urbanisierungs- und Industrialisierungsprozess einsetzte, so wohnte doch die große Mehrheit der Albaner vor 1990 noch auf dem Land. Das prägt die Mentalität vieler Menschen bis heute auch in den Städten, denn wenn sie nicht erst selbst in die Stadt gezogen sind, so waren es ihre Eltern und in jedem Fall haben sie nahe Verwandte, die noch immer von der Kleinlandwirtschaft leben. Ein traditionelles Bürgertum ist in Albanien immer sehr rar gewesen. Moderne bürgerliche Kultur gab es Anfang des 20. Jahrhunderts nur in Shkodra, Korça und Gjirokastra. (In den zwanziger Jahren kam Tirana wegen seiner Hauptstadtfunktion dazu). Die Kommunisten lehnten das bürgerliche Selbstbewusstsein dieser Städte naturgemäß ab und zerstörten die bürgerlichen Kulturleistungen nach 1945 weitgehend.
Die Zeit nach der Wende von 1990 brachte große demographische Verschiebungen. Zum einen emigrierten Hunderttausende Albaner legal oder illegal nach Italien, Griechenland, in andere Staaten der EU und nach Nordamerika, zum anderen verzeichneten die Hauptstadt Tirana und die Hafenstadt Durrës einen enormen Zuwachs aus der Binnenwanderung. (Tirana von 250.000 Einwohnern im Jahr 1990 auf heute weit über 600.000 Einwohner). Das Land und auch nicht wenige Kleinstädte veröden dagegen regelrecht. In den nächsten Jahren werden hunderte Dörfer wüst werden. Hatten die Albaner vor 1990 die höchste Geburtenrate Europas (Verhütungsmittel waren verboten), so ist diese jetzt auf den europäischen Durchschnitt von etwas weniger als zwei Kindern pro Frau gesunken. Dieser Umstand und die anhaltende Abwanderung bewirken eine rapide Alterung der albanischen Bevölkerung, was aber angesichts der stark vertretenen Generation der 15- bis 30-Jährigen noch nicht allzu stark zu spüren ist.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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