Argentinien  5.4.1 Schulsystem
1995 wurde das Schulsystem in vielen Provinzen reformiert: die ersten neun Jahre der Schulzeit werden seitdem als EGB (Educación General Básica) bezeichnet, die in mehrere Richtungen aufgeteilte weiterführende Schule stattdessen als 'EGB3' oder 'Polimodal'. Momentan koexistieren beide Schulabschlüsse noch. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Schulabschlüssen (naturwissenschaftlich, sozialwissenschaftlich, technisch und wirtschaftlich orientiert), einige sind berufsbefähigende Techniker-Titel. Die Regierung Kirchner hat die Förderung der technischen Schulen von 5 auf 15 Mil. Pesos erhöht und sieht für 2006 eine Erhöhung auf insgesamt 260 Mil. Pesos vor (Ley Educ. Técn. y Formación Profesional 26.058, Daniel Filmus, Minister f. Erziehung, Wissenschaft und Technologie im Interview mit „Caras y Caretas“, Mai 2006, pág. 26). Die Förderung versucht seit 2003 die erheblichen Schwierigkeiten argentinischer Unternehmen, technisch qualifiziertes Personal zu rekrutieren, zu beheben.
Die staatliche Förderung des Bildungssektors beträgt lediglich 4,3 % vom BSP und soll bis 2010 auf 6 % erhöht werden (zum Vergleich Mexiko oder Kolumbien jeweils ca. 5,4 %, Bolivien: 6,5 % des BSP).
Zum Besuch der Hochschulen berechtigen alle im Rahmen des Polimodal erlangten Abschlüsse, auch wenn der Studiengang nicht mit der Ausrichtung des Polimodals übereinstimmt.
Dieses System wird mit geringen Abweichungen in fast allen argentinischen Provinzen eingeführt; die Bezeichnungen variieren jedoch (so heißt beispielsweise in der Provinz Córdoba der EGB CBU (Ciclo Básico Unitario)). 2005/2006 wurde diese Reform in einigen Provinzen, z. B. in Buenos Aires, teilweise überarbeitet und wieder ans alte System angenähert.
In der PISA-Studie schnitt Argentinien zwar verglichen mit anderen lateinamerikanischen Staaten bei weitem am besten ab, dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein starkes Gefälle in der Qualität der Schulbildung zwischen Großstädten und ländlichen Regionen einerseits und zwischen Privatschulen und vielen staatlichen Schulen sowie sozialen Klassen und Milieus anderseits gibt. Durch kontinuierliche interne Qualitäts-Tests seit Ende der 90er Jahre versucht die Politik, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Bei diesen Tests kam eine Bandbreite von 30 % bis 80 % der möglichen Punktzahl heraus, wobei die schlechtesten Ergebnisse von Schulen in ländlichen Gegenden, die besten dagegen in den Privatschulen der Großstädte sowie in den so genannten Colegios Universitarios (von Universitäten abhängige Staatsschulen) erzielt wurden. Eine aktuelle Studie zum Erfolg des Gesetzes zur Finanzierung des Bildungswesens des argentinischen Bildungswesens liegt derzeit von CIPPEC (Centro de Implementación de Políticas Públicas para la Equidad y el Crecimiento) vor. CIPPEC ist ein Zusammenschluss verschiedener nationaler gesellschaftlicher Akteure mit Unterstützung der britischen diplomatischen Vertretung, die sich ein kritisches Monitoring der Bildungspolitik und ihrer Erfolge zum Ziel gemacht haben (www.cippec.org – Direktor: Axel Rivas).

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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