Bolivien  6.1.3 Aktuelle Reformdiskussion
Bolivien ist gerade dabei, sich eine neue Verfassung zu geben. Hierfür wählte das Volk am 2. Juli 2006 eine Verfassunggebende Versammlung (Asamblea Constituyente) mit 255 Mitgliedern. Die linksgerichtete Partei MAS (Movimiento al Socialismo) von Präsident Evo Morales erreichte mit 134 Abgeordneten die absolute Mehrheit, verfehlte aber die für die Verabschiedung der neuen Verfassung notwendige 2/3-Mehrheit.
Eine gleichzeitig durchgeführte Volksabstimmung über die künftige Staatsform lieferte kein klares Ergebnis, sondern zeigte die politische Spaltung des Landes. In den vier östlichen Departamentos des "Media Luna" oder "Oriente" (Beni, Pando, Santa Cruz und Tarija) stimmte die Bevölkerung für die Einführung einer föderalen Staatsstruktur mit regionaler Autonomie, in den fünf westlichen Departamentos im Hochland (Chuquisaca, Cochabamba, Oruro, La Paz und Potosí) lehnte die Bevölkerung Autonomiebestrebungen ab und stimmte für die Beibehaltung eines zentralistischen Staats.
Diskussionsschwerpunkte bei der anstehenden Verfassungsreform sind die Verstaatlichung der Bodenschätze und der Industrie, eine Reform des derzeit liberal geprägten Wirtschaftssystems, eine Landreform, die Schaffung eines laizistischen Staats (Abschaffung der Staatsreligion) und die Frage nach der künftigen Staatsform (Zentralstaat oder föderale Struktur).

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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