Ecuador  11.1 Erdöl
Über die Hälfte der Wirtschaftsleistung hängt mit der Förderung und dem Export von Erdöl zusammen, dessen Lagerstätten sich im ecuadorianischen Teil des Amazonasbeckens befinden. Ecuador ist der fünftgrößte Rohölproduzent Südamerikas, verfügt selbst aber nur über geringe Raffineriekapazitäten. So ist das Land in der paradoxen Situation, dass es den Großteil seines Bedarfs an Treibstoffen importieren muss.
Im Mai 2006 kündigte die ecuadorianische Regierung einseitig die Förderverträge mit dem US-amerikanischen Unternehmen Occidental Petroleum, das den größten Förderanteil an den nationalen Vorkommen hatte und darüber hinaus der größte Auslandsinvestor in Ecuador war. Die Felder werden der staatlichen Extraktionsfirma Petroecuador überstellt. Als Reaktion brach die US-Regierung die Verhandlungen mit Ecuador über ein Handelsabkommen ab. Occidental zeigte den ecuadorianischen Staat an, der Fall wird durch das Internationale Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten verhandelt. Hintergrund der Kündigung der Förderverträge sind Bedingungen in den Verträgen zwischen Ecuador und Occidental: Occidental verkaufte Ende 2005 Anteile der Fördergebiete an ein kanadisches Unternehmen, der Vertrag zwischen beiden Seiten ließ aber einen Weiterverkauf der Fördergebiete nicht zu. Occidental Petroleum hat somit nach Ansicht der ecuadorianischen Regierung den Vertrag gebrochen und die Kündigung provoziert.
Die Erdölförderung in Ecuador führt aber auch zu immer größeren Umweltbelastungen durch aus defekten Pipelines und anderen Leitungen austretendes Erdöl. Auch wird im Zusammenhang mit der Erdölförderung über zahlreiche Menschenrechtsverletzungen an den Ureinwohnern berichtet. Im Jahr 2005 wurden geheime Verträge der meisten Ölfirmen mit der ecuadorianischen Armee bekannt, in denen diese sich zu einer Schutzfunktion für die privaten Unternehmen verpflichtet haben und dazu, protestierende indigene Amazonas-Bewohner im Umkreis der Förderanlagen festzunehmen.
Im UNESCO-Biosphärenreservat Yasuni im Amazonastiefland [2] werden große Erdölvorkommen vermutet. Das federführende Energieministerium der Regierung Correa plant, dieses Erdöl nicht zu fördern. Stattdessen soll die internationale Gemeinschaft dreißig Jahre lang die Hälfte des Nettogewinns, den das Land machen würde, wenn es das Öl ausbeutet, an Ecuador zahlen (kalkuliert wird mit jährlich 350 Millionen US-Dollar über 30 Jahre).[3] [4]

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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