Finnland  10 Sport
Finnland gilt als sehr sportbegeistertes Land, sowohl was den Breitensport als auch das Zuschauerinteresse angeht. Rund 1,1 Millionen Finnen (über ein Fünftel der Bevölkerung) sind Mitglieder von Sportvereinen[69]. Populäre Sportveranstaltungen erreichen im finnischen Fernsehen regelmäßig Zuschauerzahlen von bis zu 1,4 Millionen[70]. Jährlich besuchen 56 % der Finnen mindestens einmal als Zuschauer eine Sportveranstaltung[71].
Sportarten mit einer langen Tradition sind die Leichtathletik, insbesondere Langstreckenlauf und Speerwurf, sowie Skilanglauf, wobei die finnischen Erfolgszeiten in diesen Disziplinen bereits zurückliegen. Neben dem Skilanglauf spielt im Wintersport Skispringen eine große Rolle. Skispringer wie Janne Ahonen und Matti Hautamäki konnten dort an die Erfolge von Matti Nykänen und Toni Nieminen anknüpfen. Daneben haben mit Tanja Poutiainen und Kalle Palander finnische Sportler erstmals auch Erfolge im Bereich Ski Alpin erlangt.
Die populärste Mannschaftssportart ist Eishockey. Spieler wie Teemu Selänne, Saku Koivu und Jere Lehtinen sind Stars in der NHL. Die finnische SM-liiga gehört zu den europäischen Spitzenligen. Der größte Erfolg der finnischen Eishockeynationalmannschaft war der Gewinn der WM 1995 und die Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen 2006. Als finnischer Nationalsport gilt indes das im Ausland weitgehend unbekannte Pesäpallo (Finnisches Baseball), das allerdings im Zuschauerinteresse klar hinter dem Eishockey liegt[72]. Fußball hat in Finnland keine besondere Tradition. Die finnische Fußballnationalmannschaft konnte sich noch nie für eine Welt- oder Europameisterschaft qualifizieren, auch die finnische Veikkausliiga hat im internationalen Vergleich kein allzu hohes Niveau. Jedoch spielen einige finnische Fußballer wie Jari Litmanen, Sami Hyypiä, Mikael Forssell und Petri Pasanen erfolgreich im Ausland und haben damit die Beliebtheit der Sportart in Finnland gesteigert.
Sehr populär ist in Finnland der Motorsport. Formel-1-Rennen erreichen dank Rennfahrern wie Kimi Räikkönen oder zuvor dem zweimaligen Weltmeister Mika Häkkinen regelmäßig hohe Einschaltquoten. Rallye gilt als finnische Domäne. In der Vergangenheit dominierten Fahrer wie Marcus Grönholm, Tommi Mäkinen und Juha Kankkunen die Rallye-Weltmeisterschaft.
Erfolge bei sportlichen Wettkämpfen sind für die Finnen ein wichtiger Teil ihrer nationalen Identität. Erfolgreiche Sportler werden als Nationalhelden angesehen. Vor allem in den 1920er-Jahren waren finnische Leichtathleten wie Paavo Nurmi, Hannes Kolehmainen und Ville Ritola erfolgreich. Bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris belegte Finnland gar den zweiten Platz im Medaillenspiegel. Paavo Nurmi, der „fliegende Finne“, ist mit neun Goldmedaillen einer der erfolgreichsten Athleten der Olympia-Geschichte. Ihm wird nachgesagt, er habe „Finnland auf die Weltkarte gelaufen“ – eine Aussage, die die Bedeutung von sportlichen Erfolgen für das Selbstbewusstsein der damals noch jungen Nation verdeutlicht. Besonders ausgeprägt ist von jeher die sportliche Rivalität zum Nachbarland Schweden, die sich im Stellenwert des jährlich ausgetragenen finnisch-schwedischen Länderkampfes widerspiegelt.
Der Sport wird oft auch als Verkörperung der sogenannten finnischen Tugenden angesehen. Ein Beispiel ist der viermalige Olympiasieger Lasse Virén, dessen Sieg über 10.000 Meter bei den Olympischen Spielen 1972 in München, als er trotz eines Sturzes mit Weltrekordzeit die Goldmedaille gewann, als Beispiel der finnischen Nationaltugend Sisu (etwa: „Beharrlichkeit“, „Ausdauer“) gilt. Dementsprechend groß war der Schock nach dem Dopingskandal bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft 2001 in Lahti, als sich herausstellte, dass die finnischen Skilangläufer systematisch gedopt hatten.
Ein Meilenstein der finnischen Sportgeschichte waren die Olympischen Sommerspiele 1952 in Helsinki. Ursprünglich sollte Helsinki bereits die Spiele 1940 austragen, die aber wegen des Zweiten Weltkrieges abgesagt werden mussten. Das größte internationale Ereignis, das je in Finnland stattgefunden hat, war für das kleine Land, das sich gerade erst von den Kriegsfolgen erholte, eine Möglichkeit, sich der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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