Griechenland  4.4 Nachkriegszeit: Integration in den Westen und die Europäische Gemeinschaft
1967 ergriff in Reaktion auf Liberalisierungstendenzen ein Militärregime unter Georgios Papadopoulos die Macht. Zahlreiche Oppositionelle wurden eingesperrt, gefoltert, ermordet oder ins Exil getrieben, darunter der Komponist Mikis Theodorakis (sog. Obristenputsch). Das Zypernabenteuer der Junta führte 1974 zum Zusammenbruch der Militärdiktatur und zur Rückkehr zur Demokratie unter Konstantin Karamanlis.
1981 wurde Griechenland Mitglied der EWG. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierung wurde durch die hohen EWG-Hilfsgelder (unter anderem für die Landwirtschaft) gefördert, doch der Abstand zu den entwickelteren EWG-Staaten blieb bestehen.
Angesichts der Umwälzungen im ehemaligen Jugoslawien ab 1989 versuchte Griechenland eine eigenständige, proserbische außenpolitische Rolle zu spielen, oft in deutlicher Abgrenzung zu EWG/EU und NATO. Obwohl diese außenpolitische Linie in ihrer Entstehung auch durch wirtschaftliche Bindungen zur Bundesrepublik Jugoslawien (auch als Transitland auf der Hauptverkehrsachse zu Westeuropa) bedingt sein mag, war sie in ihrer weiteren Entwicklung durch zwei Hauptfaktoren geprägt: der durchaus realen Befürchtung gewalttätiger flächendeckender Grenzänderungen auf dem gesamten Balkan und der Verwendung des latent in der griechischen Linken präsenten Nationalismus als Massenmobilisierungsmittel durch die PASOK-Regierung unter Andreas Papandreou. Eine solche Bedienung des Nationalismus seitens der politischen Linken aus Gründen des eigenen politischen Überlebens stellt vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Scheiterns des 1981 von der PASOK verkündeten demokratischen Sozialismus und des politischen Umbruchs in Osteuropa auch eine für die westeuropäische Politik einmalige Parallele zur Entwicklung der Linken in Jugoslawien dar. Die verwendete nationalistische Rhetorik entwickelte insbesondere durch den Namensstreit mit der Republik Mazedonien eine sehr starke Eigendynamik, wurde von fast allen politischen Kräften sowie fast vom gesamten Spektrum der Presse übernommen, prägte Griechenlands proserbische Haltung im Bosnien- und Kosovokonflikt und ermöglichte u. a. auch die aktive Einmischung der Orthodoxen Kirche in das politische Leben. Die Schädigung griechischer wirtschaftlicher Interessen durch das ausgerufene Embargo gegen die Republik Mazedonien, deren diplomatische Nichtanerkennung und die Schließung der auf der Verkehrsachse nach Westeuropa liegenden serbisch-kroatischen Grenze dürften jedoch zu späterer Zeit einen mildernden Einfluss genommen haben. Erst in jüngster Zeit findet auch eine öffentliche Abkehr der politischen Parteien vom serbischen Nationalismus statt. Eine Ausnahme stellt neben der nationalistischen Rechten die Kommunistische Partei (KKE) dar, die zum Tod von Slobodan Milosevic (2006) ihre Sympathie für dessen Person zum Ausdruck brachte und erklärte, die EU sei der alleinige Schuldige am Zusammenbruch Jugoslawiens. Dies stellt ein weiteres griechisches politisches Kuriosum dar.
In jüngster Zeit wurden unter den Regierungen Simitis und Karamanlis auch Schritte zur Entkrampfung des griechisch-türkischen Verhältnisses, aber auch hinsichtlich der Beziehungen zu den Nachbarstaaten auf dem Balkan unternommen, die wirtschaftlich zunehmend interessant werden für den griechischen Außenhandel und für Auslandsinvestitionen.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
GNU-Lizenz für freie Dokumentation