Griechenland  5.6.1 Griechenland in der Europäischen Union
Der Weg Griechenlands in das europäische Gefüge begann am 8. Juni 1959 mit dem Antrag des Landes auf Assoziierung mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und den darauffolgenden Assoziierungsverhandlungen. Die Unterzeichung des Vertrages zur Assoziierung des Landes erfolgte am 9. Juli 1961 und führte am 1. November 1962 zur Assoziierung Griechenlands mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Nach den politischen Wirren zur Zeit der Militärdiktatur und der damit verbundenen Aussetzung des Assoziationsabkommens in den Jahren von 1967 bis 1974 reichte Griechenland am 12. Juni 1975 den offiziellen Antrag zur Aufnahme des Landes in die Europäische Gemeinschaft ein. Nach Beginn der Beitrittsverhandlungen am 27. Juli 1976 und der Unterzeichung der Beitrittsakte am 28. Mai 1979 trat Griechenland am 1. Januar 1981 als zehnter Staat der Europäischen Gemeinschaft bei, was zugleich auch den Beginn der Süderweiterung der Gemeinschaft darstellte [4]. Am 6. November 1992 trat Griechenland dem Schengener Abkommen bei.
Trotz des erfolgreichen politischen Kurses und der Tatsache, dass das Land mit dem Beitritt in die Europäische Gemeinschaft z. B. eine allgemeine Stabilisierung der nationalen Wirtschaft erfahren hat, hielt sich die Europabegeisterung in der Bevölkerung zunächst in Grenzen. Der Grund hierfür lag vor allem an der Tatsache, dass sich positive Auswirkungen der Mitgliedschaft schleppend sowie für breite Teile der Bevölkerung eher unsichtbar einstellten. So befürchtete man in dieser Zeit unter anderem einen negativen Einfluss auf die griechische Ökonomie oder einen umfangreichen Verlust nationaler Kompetenzen. Diese Befürchtungen spiegelten sich unter anderem auch in der Regierung des sozialistischen Ministerpräsidenten Andreas Papandreou wider, dessen Politik oft im Gegensatz zur Politik seiner europäischen Partner stand. Seine europakritische Haltung sowie sein populistisch geprägter Aktionismus machten den Sozialist Andreas Papandreou zum Enfant terrible in der EU. Ein weiterer Grund für die anfängliche Europaskepsis ergab sich aus dem Umstand, dass der Beitritt des Landes in die Europäische Gemeinschaft nicht die erhoffte Überwindung der geopolitischen Kluft brachte, welche durch die kommunistische Ausrichtung Südosteuropas verursacht wurde. Griechenland blieb zunächst trotz seiner Mitgliedschaft von den westlichen Nationen abgetrennt.
Heute ist eine starke Integrationsfreudigkeit der griechischen Bevölkerung zu verzeichnen. So belegt Griechenland z. B. mit seiner Zustimmung von 78 % [5] für eine europäische Verfassung den Spitzenplatz unter allen Mitgliedsstaaten. Griechenland setzt sich innerhalb der Europäischen Union für ein offenes Europa ein, dass dem engeren Europabild anderer Mitgliedsländer gegenübersteht. Die geopolitische Lage ist zudem für alle größeren politischen Parteien mit Ausnahme der kommunistischen Partei KKE eine Motivation, die europäische Integration weiter voranzutreiben und begründet das Interesse, den Balkan an Europa anzubinden sowie die Befürwortung eines EU-Beitritts der Türkei. Ein integriertes und starkes Europa wird dabei als Grundlage für die regionale Bindung angesehen. Weitere Schwerpunkte der griechischen Politik in der Europäischen Union sind beispielsweise eine gemeinsame Immigrations- und Asylpolitik oder eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die ein stärkeres Gegengewicht zur NATO bzw. den USA einnehmen soll.
Die griechische Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union im Jahr 2003
Griechenland hatte im ersten Halbjahr des Jahres 2003 die EU-Ratspräsidentschaft unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Konstantinos Simitis inne. Sie stand im Zeichen der Osterweiterung der Europäischen Union, der Ausarbeitung eines Verfassungsvertrages durch den Reformkonvent sowie des Irak-Krieges und seiner Auswirkungen auf die Europäische Union. Als historischer Höhepunkt gilt dabei die Unterzeichnung der Beitrittsverträge mit den zehn neuen EU-Mitgliedsstaaten am 16. April 2003 in Athen als der Geburtsstätte der Demokratie, was als symbolische Weichenstellung für die Zukunft Europas betrachtet wurde.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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