Indien  11 Umweltschutz
Indien verfügt zwar über eine umfangreiche Umweltschutzgesetzgebung, die aber in vielen Fällen nur mangelhaft umgesetzt wird. Knapp fünf Prozent der Landesfläche sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen, deren Zahl sich auf fast 600 beläuft, darunter 92 Nationalparks.
Zu den größten Umweltproblemen des Landes gehört die Wasserknappheit. Staudämme und künstliche Bewässerungssysteme sollen die Wasserversorgung in trockenen Gebieten sicherstellen. Übermäßige Bewässerung ist jedoch einer der Hauptgründe für die vielerorts sinkenden Grundwasserspiegel; zudem sind schätzungsweise 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen von Bodenerosion, Versalzung oder Vernässung betroffen. Darüber hinaus wird übermäßig bewässert, gedüngt und abgeholzt. Obwohl sich die Wasserversorgungslage der Haushalte in den ländlichen Gebieten seit Anfang der 1980er Jahre verbessert hat, verfügen nur wenige Haushalte über eine Abwasserentsorgung. Verschmutztes und verseuchtes Wasser trägt wesentlich zur Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten bei; nur 16 Prozent der Einwohner Indiens haben Zugang zu sanitären Anlagen.
Die Luftverschmutzung ist insbesondere in den indischen Metropolen bedenklich. Der hohe Gehalt an Feinstaub stellt das größte Problem dar. Die Ursachen liegen sowohl in Fabrikanlagen, Kleinindustrie, Kraftwerken und Verkehr als auch in den privaten Haushalten. Kolkata war 1984 die erste Stadt, die ein U-Bahnnetz in Betrieb nahm, 2002 folgte Delhi. Mumbai und Chennai verfügen über ein vergleichsweise gut ausgebautes Zugnetz. Die öffentlichen Busse, Autorikshas und privaten PKW tragen jedoch nach wie vor zur Luftverschmutzung der Städte bei, wenngleich die PKW-Nutzung mit 7,61 PKW pro 1.000 Einwohnern gering erscheint. Der Ausstoß von Kohlendioxid nimmt in Folge der fortschreitenden Industrialisierung und eines stetig wachsenden Verkehrsaufkommens und Energiebedarfs schnell zu. Aktuell ist Indien das Land mit dem fünftgrößten Treibhausgas-Ausstoß weltweit, weist jedoch mit 1,1 Tonnen nur ein Siebtel des Pro-Kopf-Ausstoßes der Europäischen Union auf.[13]
Die unzureichenden technischen Anlagen in Fabriken führen immer wieder zu Beeinträchtigungen. In Bhopal traten 1984 in der Pestizidfabrik der amerikanischen Union Carbide Corporation (UCC) giftige Gase aus. Innerhalb von Tagen verstarben 7.000 Menschen. 15.000 weitere starben im Laufe der Jahre an den Folgen, während Tausende unter chronischen und lähmenden Krankheiten litten. Auch 20 Jahre nach dem Vorfall ist das Gelände noch immer nicht bereinigt, die von der UCC zugesagten Schadenszahlungen wurden nie vollständig ausgezahlt.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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