Indien  7.4 Außenpolitik
Vier Jahrzehnte lang war die indische Außenpolitik durch das Engagement in der Bewegung der blockfreien Staaten und das „besondere Freundschaftsverhältnis“ mit der Sowjetunion geprägt. Dies wurde insbesondere durch Jawaharlal Nehru begründet. Das Ende des Kalten Krieges brachte für Indien eine Neuorientierung mit sich. Die historisch eher schwierigen Beziehungen zu den USA verbesserten sich seit dem Besuch Bill Clintons in Indien im März 2000. Die USA bemühten sich nun stärker um Indien als strategischen Partner. Hinsichtlich des Kaschmir-Konflikts stützten die USA nun stärker die Haltung Indiens. Nach dem 11. September 2001 stellte sich Indien ohne Einschränkung auf die Seite der USA.
Heute werden die außenpolitische Ziele Indiens vor allem durch das Bemühen, einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu erlangen, charakterisiert. Hierbei zieht Indien China als Vergleichsmaßstab heran und strebt eine Statusaufwertung an. Indien beansprucht aufgrund seiner Größe und zivilisatorischen Bedeutung denselben Rang wie China, das jedoch anerkannte Atommacht mit ständigem Sitz im UN-Sicherheitsrat ist.
Indien führte bereits zwei Atomtests durch, den ersten 1974 unter Indira Gandhi, den zweiten 1998 unter Atal Bihari Vajpayee. Zwei Wochen nach dem letzten Versuch reagierte Pakistan mit eigenen Atomtests. Sowohl Indien als auch Pakistan haben den Atomwaffensperrvertrag nicht unterschrieben. Die Beziehungen zwischen beiden Staaten sind seit dem Ende der Kolonialzeit durch den Kaschmirkonflikt belastet. Einen letzten Höhepunkt der „Eiszeit“ zwischen Indien und Pakistan bildeten die Gefechte in Kargil 1999. Derzeit gibt es wieder aktive diplomatische Bemühungen zwischen Indien und Pakistan, wie der Besuch des indischen Außenministers in Pakistan dokumentiert.
Die Nukleartests im Mai 1998 wurden zwar immer mit dem Verweis auf die chinesische Bedrohung gerechtfertigt (Angriff Chinas von 1962), in erster Linie aber verfolgte Indien mit den Tests eine internationale Statusaufwertung, welche auch die Gleichrangigkeit mit China untermauern sollten. Tatsächlich stehen sich Indien und China mittlerweile eher freundschaftlich gegenüber. Zunehmende Handelsverflechtungen und die gegenseitige Anerkennung des Status quo in Tibet durch Indien 2003 und Sikkim durch China 2004 haben zu einer spürbaren Entlastung des politischen Verhältnisses beigetragen. Dennoch bestehen noch immer Grenzstreitigkeiten um den chinesisch besetzten Teil Kaschmirs (Aksai Chin) sowie den größten Teil des indischen Bundesstaats Arunachal Pradesh.
Mit Bangladesch besteht seit Jahrzehnten Uneinigkeit über Fragen der Wasserverteilung. Auch Grenzverlauf und -verkehr sind teils umstritten. Belastend wirkt sich zudem die illegale Einwanderung vieler Bangladescher nach Indien aus.
Indien ist eines der Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen sowie Mitglied zahlreicher weiterer internationaler Organisationen, darunter Commonwealth, Internationaler Währungsfonds und Weltbank. In der Welthandelsorganisation ist Indien eine der treibenden Kräfte in der Gruppe der Zwanzig, der Gruppe der Zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und der G33. Eine tragende Funktion besitzt es in der Südasiatischen Vereinigung für regionale Zusammenarbeit (SAARC).

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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