Island  10.3 Sitten und Gebräuche
Das isländische Alphabet hat 32 Buchstaben (siehe Isländische Sprache), vom A über Á und so weiter bis hin zum Æ und schließlich zum Ö. Anders als im Deutschen werden Umlaute wie Ö als selbständige Buchstaben behandelt und nicht als Oe umschrieben und einsortiert. In genau dieser Reihenfolge sind die Wörter im Lexikon und auch die Namen im isländischen Telefonbuch gereiht. Die Einträge sind nach Vornamen sortiert; Familiennamen sind selten. Stattdessen tragen die Isländer den Vatersnamen (seltener Muttersnamen) mit der Endung „Tochter“ -dóttir beziehungsweise „Sohn“ -son (prominentes Beispiel: Björk Guðmundsdóttir = Björk, Guðmundurs Tochter) und behalten diesen daher bei der Eheschließung bei. In den Familien werden die Vornamen oft weitergegeben. Um Verwechslungen zu vermeiden, erhalten die Kinder oft mehrere Namen. Wenn man sich mit „Ich heiße…“ vorstellt, kommt häufig die Gegenfrage „Wessen Sohn/Tochter?“. Damit wird auch nach der Familie gefragt. Viele Isländer können ihren Stammbaum bis zur Zeit der Landnahme zurückverfolgen.
Eine Besonderheit ist der Feiertag sumardagurinn fyrsti, der erste Sommertag. Er fällt auf den ersten Donnerstag nach dem 18. April. Es ist der erste Tag des ersten Sommermonats harpa nach der alten isländischen Monatseinteilung. Schon lange bevor Weihnachtsgeschenke üblich wurden, gab es an diesem Tag sog. Sommer-Geschenke für die Kinder und Liebsten. Die alten isländischen Monatsnamen sind auch heute noch bekannt. Früher wurden nur die Jahreszeiten Winter und Sommer unterschieden. So wird auch heute das Alter von Pferden in Wintern und nicht in Jahren angegeben.
Auch in Island gibt es Weihnachtsmänner, genauer gleich 13 jólasveinar, wörtlich Weihnachtsgesellen. Ursprünglich bringen sie keine Geschenke, sondern stehlen hier und dort etwas Essbares und ärgern die Menschen jeder auf seine Weise über die Weihnachtszeit.
Ein ungewöhnlicher Adventsbrauch ist der Verzehr von Gammelrochen am Tag vor Weihnachten.
Im Þorri, dem vierten Wintermonat, findet das Fest Þorrablót statt. Ursprünglich ein Opferfest, hat es heute vornehmlich gesellige Bedeutung. Dieser Feiermonat beginnt mit dem Freitag im Zeitraum 19.–26. Januar, dem bondadagur (wörtl. Bauerntag, das heißt Herrentag). An diesem Tag, der auch als Halbzeit des Winters gilt (vgl. erster Sommertag) werden die Ehemänner und Lebensgefährten traditionell von Ihren Partnerinnen besonders geehrt und ihnen zum Beispiel bei Feierlichkeiten Preisgedichte vorgetragen. Heutzutage wird anlässlich dieses Tages auch eine durchaus aufrichtige, aber nicht zu ernst gemeinte Wahl des „sexysten Mannes Islands“ durchgeführt. Zum Essen gibt es dann althergebrachte Gerichte wie sauer eingelegte Hammelhoden (hrútspungar), Blut- und Leberwürste und Walspeck und schwarzgesengte Schafsköpfe Svíð.
Nach Þorri folgt der Monat Góa, dieser Monat beginnt stets an einem Sonntag, welcher als konudagur (wörtl. Frauentag, das heißt Damentag) ähnlich dem Herrentag begangen wird, wozu heute auch die Wahl der „sexysten Frau Islands“ gehört. Erst in den letzten Jahren treten der Valentinstag und der internationale Muttertag langsam aus dessen Schatten hervor.
Ein anderer Feiertag ist der Kaufmannsfeiertag Verslunarmannahelgi am 1. Montag im August. Viele Isländer nutzen dieses verlängerte Wochenende für Ausflüge in die Natur und ausgelassene Feiern.
Wie auch in anderen skandinavischen Staaten gibt es alkoholische Getränke nur in staatlichen Monopolläden. Davon sind auch Touristen mit ihren Spirituskochern betroffen. Das Bierbrauen ist in Island erst seit Ende der 1980er Jahre wieder erlaubt.
Der traditionelle Nationalsport Islands ist Glíma, eine Art Ringen. Dabei dürfen sich die Kämpfer nur an ihren Gürteln packen und müssen versuchen ihren Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Meisterschaftsgürtel Grettisbeltið hat seinen Namen von dem Sagahelden Grettir dem Starken. Glíma hat jedoch in letzter Zeit an Popularität verloren. Boxen ist erst seit kurzem erlaubt in Island.
Berühmt ist auch die isländische Badekultur. Allein in der Hauptstadt gibt es sieben Freiluft-Thermalbäder, auch auf dem Lande finden sich zahlreiche Thermal-Freibäder, wo man ganzjährig in warmen bis heißen Becken dem oft rauen Klima trotzt. Schon im Babyalter werden die Säuglinge mit dem nassen Element vertraut gemacht. Viele Isländer sehen in ihrer Badekultur den Hauptgrund für ihre hohe Lebenserwartung. Mittlerweile zu einer touristischen Sehenswürdigkeit geworden ist das Freiluftbad Blaue Lagune bei Grindavík.
Viele Isländer glauben an die Existenz von Elfen. In Reykjavík existiert daher das Amt des Elfenbeauftragten dessen Inhaber für den Schutz und die Katalogisierung der Wohnorte von Elfen verantwortlich ist. Dies kann beispielsweise Probleme beim Straßenbau mit sich bringen.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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