Italien  4 Geschichte
Italien, vor allem Mittel- und Süditalien, ist schon seit der Antike ein wichtiges europäisches Kulturzentrum und war Zentrum des Römischen Reichs. Zur Zeit Cäsars reichte es bis zum Rubicon bei Rimini, unter Kaiser Augustus wurde es bis an den Fuß der Alpen und nach Istrien ausgedehnt. Nach dem Einfall der Goten zersplitterte das Land in viele kleine Staaten und wurde so zu einem „politischen Spielball“ der umliegenden Großmächte. Durch den Aufschwung von Handel und Verkehr gewannen die Städte im 11. Jahrhundert zunehmende Selbstständigkeit und Macht. Unteritalien wurde von den Normannen erobert. 1075 stellten sich die Normannen und die Städte während eines Investurstreits hinter den Papst. Mit dem Untergang der Dynastie 1268 scheiterten die Versuche der Staufer, die schwindende Reichsgewalt in Italien zu erneuern, obwohl Heinrich der 4. das unteritalienische Normannenreich durch Heirat gewonnen hatte. Im 14. und 15. Jahrhundert entstanden im Zeitalter der Renaissance im Norden Italiens Kleinstaaten die sich gegenseitig bekämpften. Im Kampf um die Vorherrschaft in Italien ab dem 16. Jahrhundert siegte Spanien über Frankreich. Das 18. Jahrhundert war geprägt von Tauschgeschäften mit den Ländereien und sogar der Königskrone, nach dem Aussterben der einheimischen Dynastien. 1796 rissen französische Revolutionstruppen die Macht an sich. 1806 wurde Napoleon König von Italien. Nach dem Zusammenbruch der Herrschaft Napoleons und der Wiederherstellung der Zustände vor Napoleon begann die Zeit des Risorgimento (1815-1870). In der ‚Risorgimento-Epoche‘ wurde Italien unter Vorherrschaft des Königreichs Piemont-Sardinien, mit durch die Freiwilligenverbände unter Giuseppe Garibaldi, zum Königreich Italien vereinigt. Da Italien sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs aus dem Dreibund gelöst hatte und der Entente beigetreten war, konnte das Königreich auf der Seite der Siegermächte das österreichische Südtirol annektieren.
Im Oktober 1922 übernahmen Benito Mussolini und seine Fascii genannten Gefolgsleute durch den Marsch auf Rom die Macht in Italien. Schritt für Schritt wandelte Mussolini das Königreich in einen totalitären Staat um und setzte sich, ähnlich wie später Hitler, selbst als "Duce" an die Spitze von Volk und Staat. Noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges überfiel Italien Abessinien, diese völkerrechtswidrige Besetzung war Teil von Mussolinis erklärtem Ziel, das alte (antike) Römische Reich wieder aufleben zu lassen. Durch verschiedene Abkommen band sich Mussolini an das Deutsche Reich und Adolf Hitler. Schließlich trat Italien auf der Seite der Achsenmächte, nach merklichem Zögern des Duce, in den Zweiten Weltkrieg ein. Mit dem Rückzug der italienischen Truppen vor den anrückenden Alliierten und dem Sturz der faschistischen Regierung in Rom im Herbst 1943, wechselte Italien die Fronten und erklärte nunmehr seinem vormals Verbündeten den Krieg. Der folgende Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde mit dem Widerstand der Resistenza beantwortet. Nach der Befreiung Mussolinis durch deutsche Fallschirmjäger in den Apenninen erfolgte die Installation einer Marionettenregierung unter Mussolini in Norditalien bis nach Rom am 23. September 1943 (Italienische Sozialrepublik). Dieser neue Staat blieb mit Deutschland verbündet und erklärte seinerseits dem von den Alliierten besetzten Teil Italiens den Krieg. Als sich die deutschen Verbände im Juni 1944 bis zur "Gotenlinie" im Apennin zurückzogen und italienische Partisanen ihre Überfälle auf deutsche Soldaten verstärkten, kam es zu Massakern an der Zivilbevölkerung und weiteren schweren Kriegsverbrechen durch die deutschen Besatzer und Truppen der Sozialrepublik Italien. Am 28. April 1945 kapitulierten die Wehrmachtsverbände in Italien vor den Westalliierten, die Kämpfe hielten aber noch bis zum 2. Mai 1945 an. Durch den Frontwechsel blieb Italien nach Kriegsende von größeren Gebietsabtretungen verschont (Umland von Triest an Jugoslawien bzw. das heutige Slowenien und Kroatien, Dodekanes an Griechenland, kleinere Grenzberichtigungen zugunsten von Frankreich).
Die Nachkriegsgeschichte Italiens zeichnet sich innenpolitisch durch die häufigen Regierungswechsel, allerdings bis 1990 immer unter Führung oder Hauptbeteiligung der Democrazia Cristiana, außenpolitisch, durch die Gründungsmitgliedschaft in der Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, wirtschaftlich durch das Wirtschaftswunder (miracolo economico), aus. Nach Jahrzehnten hoher Inflation, auch durch Entwertung der Lira, wurden in den 1990er Jahren die Staatsfinanzen unter Kontrolle gebracht, und Italien übernahm den Euro.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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