Lesotho  8.1 Dörfliche Kultur und städtisches Leben
Lesotho ist, bedingt durch die homogene ethnische Herkunft der Bevölkerung, nahezu ausschließlich geprägt von kulturellen und traditionellen Bräuchen der Basotho. Die Basotho haben über die Jahrhunderte eine einzigartige Kultur entwickelt. Sie leben als eines der wenigen afrikanischen Völker in sehr bergiger Landschaft, was sehr viele Besonderheiten in ihrem täglichen Leben notwendig machte. Die nationale Kultur wird wie die Landessprache Sesotho genannt. Sesotho umfasst Bereiche wie Sitten und Gebräuche, Kleidung und Sprache (z.B. Sprichwörter) bis hin zu Musik und Literatur.
Das traditionelle Zentrum der Sesotho-Kultur ist das Dorf. Die Dörfer liegen oftmals in den mittleren Höhenlagen der Berge, um sich vor Überschwemmungen der Flusstäler zu schützen, und sind sehr stark landwirtschaftlich geprägt. Jedes Dorf hat eine feste Ordnung mit einem Vorsteher (morena), ähnlich dem europäischen Bürgermeister, der dem jeweiligen Häuptling der Region unterstellt ist. Die Dörfer bestehen aus vielen Hütten, die (falls es Rundhütten sind) rondavels genannt werden, die für unterschiedliche Funktionen errichtet wurden, beispielsweise als Schlafhütte, Lagerhaus oder Küche. Um diese Hütten herum liegen die Felder der Basotho, auf denen beispielsweise Mais, Weizen und Bohnen angebaut werden. Die Verteilung der Felder auf die einzelnen Familien des Dorfes wird vom Vorsteher vorgenommen. Angelegenheiten, die das ganze Dorf betreffen, werden in einer pitso (deutsch: der Ruf) behandelt. Dies ist eine Versammlung, bei der alle Erwachsenen des Dorfes als Teilnehmer und Redner zugelassen sind.
Hervorzuheben in der Kultur der Basotho ist die traditionelle Bekleidung. Zum Einen ist dies der mokorotlo, ein spitzer Hut, zum Anderen die Wolldecken, die auf Sesotho kobo genannt werden und mit kunstvollen Mustern verziert sind. Die Hüte sind kegelförmig, aus gewebtem Stroh und werden an der Spitze mit einem aufwändigen Knoten zusammengehalten. Die Form des Hutes wurde dem Felsen Qiloane nahe Thaba Bosiu nachempfunden. Hier sind Moshoeshoe I. und alle nachfolgenden Häuptlinge und Könige Lesothos begraben und er ist heute das wichtigste Kulturdenkmal Lesothos. Der mokorotlo ist heute das nationale Symbol des Landes. Er war bis zum Jahr 1986 auch auf der damaligen Nationalflagge des Landes zu finden und ist auch auf der seit Oktober 2006 gültigen Landesflagge abgebildet. Weiterhin ist er auf allen Kfz-Nummernschildern des Landes dargestellt.
Noch weiter verbreitet und im Alltag häufiger anzutreffen sind die traditionellen Basotho-Decken, die heute noch von sehr vielen Menschen im Land getragen werden. Um das Jahr 1860 kaufte Häuptling Moshoeshoe I. von durchreisenden englischen Händlern erstmals eine dieser Wolldecken und trug sie regelmäßig, woraufhin sich immer mehr Basotho mit diesen Umhängen kleideten. Zuvor wurde als Kleidung hauptsächlich Tierfell verwendet. Viele Basotho tragen diese Decken zu jeder Jahreszeit, da sie sowohl vor Kälte und Regen als auch vor Hitze schützen. Die Decken werden mit verschiedenen Mustern getragen, von denen der Maiskolben als Symbol der Fruchtbarkeit und die Krone die beliebtesten sind.
Ein wichtiges Tier in der Sesotho-Kultur ist das Pony. Das traditionelle Basotho-Pony ist das wichtigste und beste Transportmittel in den Bergen. Die Ponys wurden erstmals im 19. Jahrhundert von der Kapkolonie nach Lesotho gebracht.
Im Gegensatz zur traditionellen, dörflichen Kultur steht das städtische Leben, das von westlichen Einflüssen geprägt ist. Besonders in Maseru und an der Universität in Roma findet man ein deutliches Abweichen von herkömmlichen Werten.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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