Litauen  7.3 Parteienlandschaft
Die litauische Parteienlandschaft ist sehr stark zersplittert (vgl. mit dem politischen System Italiens), kleine Parteien können entstehen und sich auf nationaler Ebene Einfluss sichern. Den kleineren Parteien kommt zudem durch die häufigen Regierungskrisen und wechselnde Mehrheiten im Parlament ein nicht unerheblicher Einfluss bei der parlamentarischen Willensbildung zu.
Insgesamt ist es sehr schwierig, die litauische Parteienlandschaft auf die in Westeuropa gängigen Muster festzulegen. Die meisten Parteien haben keine wirkliche Tradition; relative Ausnahme: Konservative (Tėvynės Sąjunga) und Sozialdemokraten (Lietuvos socialdemokratų partija). Parteien sind in der Festlegung ihrer praktischen Positionen sehr viel mehr von ihren politischen Führungskräften und deren persönlichen Interessen abhängig als von Parteiprogrammen oder festen ideologischen Ansichten.
Mehrere Parteien können als Gründungen angesehen werden einzig allein zu dem Zweck, Einzelpersonen eine Parteiplattform zu bieten: etwa die Liberaldemokraten für (Rolandas Paksas), die erst 2003 gegründete Arbeitspartei für (Viktoras Uspaskichas), die Naujoji Sąjunga für Artūras Paulauskas (1998) oder LLS (Lietuvos liberalų sąjūdis) für Petras Auštrevičius. Entstehung einiger Parteien könnte auch als die Konsequenz der Konfrontationen einzelner Leaders in der Partei angesehen werden.
Fast alle Parteien verfolgen ein marktwirtschaftliches Konzept, am offensten die Liberalen (LCS, LLS) - mit Einschränkungen Sozialdemokraten, Arbeitspartei und Liberaldemokraten. Die Konservativen und die Liberalen finden ihre Wählerschaft eher unter den Gebildeten und "Gewinnern" der letzten zehn Jahre, während Sozialdemokraten, Arbeitspartei und Liberaldemokraten mit populistischen Versprechungen bei der einfachen Bevölkerung, die vielfach in den letzten Jahren wenig vom Wirtschaftsaufschwung profitiert hat, um Unterstützung werben/warben.
Nach der Affäre um den ehemaligen Präsidenten Rolandas Paksas ist ein großer Teil seiner Wählerschaft zur neu gegründeten Arbeitspartei übergelaufen. Paksas hatte einen großen Teil der ländlichen Wählerschaft für sich eingenommen, indem er versprach, ihre Interessen, die Interessen der runkeliai ("Rüben"), wie sie von der herrschenden "Elite" genannt werden, zu verteidigen. Diese politische Terminologie ist noch an Streitereien lebhaft (als Ironie oder Verleidigung von Politikkommentatoren verwendet).
In den letzten Jahren ist eine gewisse periodische Konsolidierung innerhalb der Parteienlandschaft währende der Wahlzeit festzustellen, die in Koalitionen ihren Ausdruck findet. Dies geschieht, um die Wahlaussichten zu verbessern (so etwa die Koalition von Liberaler Union und Zentrumspartei zur Liberalen und Zentrumsunion im Jahr 2003).
Darbo Partija (DP) Arbeitspartei
Liberalų ir Centro Sąjunga (LiCS) (Liberales Zentrum)
Liberaldemokratų partija (LDP) (Liberaldemokraten)
Lietuvos Krikščionys Demokratai (LKD) (Christdemokraten)
Valstiečių ir Naujosios demokratijos partijų sąjunga (VNDS) (Koalition aus Bauernpartei und Neuer Demokratischer Partei)
Lietuvos Socialdemokratų Partija (LSDP) (Sozialdemokraten)
Naujoji Sąjunga (Socialliberalai) (NS) (Sozialliberale)
Tėvynės Sąjunga (TS), Vaterlandsunion (Konservative)

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