Nepal  3.4 Städte
Die Bevölkerung Nepals ist bis heute zum größten Teil ländlich und bäuerlich geprägt; der Anteil der Stadtbewohner ist mit 15 % der Gesamtbevölkerung nach wie vor einer der kleinsten weltweit. Die Verstädterung ist jedoch in den letzten Jahren stark angestiegen, die Zuwachsraten in diesem Bereich liegen bei 3,5 % pro Jahr oder gar noch höher.
Nepal wurde bis Anfang der 1990er Jahre bis hinunter auf die lokale Ebene zentral regiert. Im Rahmen der Demokratisierung und Dezentralisierung wurden in mehreren Schüben die Kommunen in die Selbstständigkeit entlassen. Die „Stadtrechte“ mit dem Titel „Nagarpalika“, „Up-Maha-Nagarpalika“ und „Maha-Nagarpalika“ werden somit von der Regierung erteilt.
Bis auf Kathmandu fehlt es in allen Städten mehr oder weniger an Ressourcen und die Selbstverwaltung kann daher mehr schlecht als recht umgesetzt werden. Darüber hinaus gibt es in der Landesverwaltung noch immer starke zentralistische Strukturen, die im Widerspruch zur angestrebten kommunalen Selbstverwaltung stehen.
Je nach Größe und Finanzkraft der Kommune gibt es 3 verschiedene Grade der Selbstverwaltung. Am meisten Kompetenzen erhält die Maha-Nagarpalika, von dieser Kategorie gibt es in Nepal nur eine Stadt: Kathmandu. Die nächste Stufe ist die Up-Maha-Nagarpalika, wie z. B. Lalitpur oder Pokhara; im ganzen gibt es derer vier. Die unterste der drei Stufen ist die Nagarpalika.
Weitere Bedingungen für die Selbstständigkeit, wie z. B. bestimmte infrastrukturelle Einrichtungen oder die Straßenanbindung, sind in etlichen Fällen, zumindest ganzjährig, nicht gegeben. Dass diese Kommunen in die Selbständigkeit entlassen wurden, hat regionalplanerische und politische Gründe. In diesem Lichte betrachtet kann die statistische Stadtbevölkerung Nepals getrost um etwa eine halbe Million gekürzt werden, um sich ein Bild vom tatsächlichen Grad der Verstädterung des Landes zu machen.
Die drei größten Städte liegen im Gebirge, aber die Mehrzahl der Kommunen befindet sich im Terai. Bei den übrigen Kommunen in den Bergen handelt es sich vielfach um kleinste Bergstädtchen, die durch Hinzuziehung von umliegenden Dörfern annähernd auf 20.000 Einwohner kommen. Dass es sich bei einer Anzahl von ihnen nicht um städtische Zentren handelt, zeigt auch ihre vergleichsweise kleine Wachstumsrate.
Neben der hohen Landfluchtrate verzeichnet Nepal eine Schwerpunktverlagerung der Bevölkerung vom Gebirge in das Terai. In diesem Flachlandstreifen entlang der Grenze zu Indien lebt bereits mehr als die Hälfte der Landesbevölkerung, dort entstehen derzeit auch die meisten neuen Städte.
Größtes Bevölkerungszentrum war und ist nach wie vor das Kathmandu-Tal mit der Doppelstadt Kathmandu/Lalitpur (Patan), der kleineren Nachbarstadt Bhaktapur und einigen kleinen Städten wie Madyapur-Timi und Kirtipur. Zu diesem Ballungsraum gehören noch einige kleinere Städte in der Nähe des Tales, nämlich Banepa, Dhulikhel und Panauti. Das Kathmandu-Tal ist weitgehend zersiedelt und die völlige, fast immer unplanmäßige Vereinnahmung als Siedlungsfläche ist abzusehen. Die Gegend um Kathmandu hat heute eine Bevölkerungszahl von etwas mehr als 1,5 Millionen.
Das zweite größere Bevölkerungszentrum in den Bergen, das ebenfalls überdurchschnittliche Wachstumsraten hat, ist das Pokharatal mit den Städten Pokhara und Lekhnath, deren Bevölkerungszahl bereits die 200.000-Einwohner-Grenze überschritten hat. Ansonsten gibt es in den Gebirgsregionen verstreut nur noch einige kleinere nennenswerte Städte (von Ost nach West):
Dhankuta
Bhimeswar
Putalibazar
Tribhuvannagar
Tulsipur
Birendranagar
Dipayal-Silgadhi
Darüber hinaus befinden sich die übrigen größeren Städte des Landes im Terai (von Ost nach West):
Mechinagar
Biratnagar
Itahari
Rajbiraj
Triyuga
Janakpur
Birganj
Hetauda
Bharatpur
Ramgram
Siddharthanagar
Nepalganj
Gulariya
Tikapur
Dhangadhi
Mahendranagar
Die meisten der aufgelisteten Städte wird man vergeblich in einem Atlas suchen. Selbst gute und großmaßstäbliche Atlanten hinken hoffnungslos hinter der Entwicklung her; die meisten dieser Orte fehlen auf den Karten und die Namen und Größen der dargestellten Orte sind, bis auf Kathmandu, falsch angegeben.
Pokhara, Biratnagar oder Birganj sind selbst in neuesten Auflagen meistens als Dörfer dargestellt, dabei ist z. B. Pokhara zur zweitgrößten Stadt außerhalb des Kathmandutales avanciert. Die alte Königsstadt Bhaktapur dagegen ist auf Karten oft gleichwertig mit Kathmandu und Lalitpur als Großstadt gekennzeichnet. Auch in statistischen Jahrbüchern findet man oft lang überholte Angaben zu den Städten Nepals.
Die Namensänderungen einiger Städte in jüngerer Zeit sind darauf zurückzuführen, dass die Gebietskörperschaft mit der Inkorporation einen neuen Namen erhielt. Prominente Beispiele dafür sind der bekanntere Ort Gorkha, die Kommune heißt nun offiziell Prithivinarayan, oder die alte Königsstadt Patan bei Kathmandu, die offiziell Lalitpur heißt. Die alten Namen sind aber weiterhin gebräuchlich.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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