Nicaragua  3.1 Landfrage
Als die Sandinisten 1979 ihre Landreform durchführten, und das Land an Kleinbauern, Kooperativen und Staatsbetriebe verteilten, hatte man es unterlassen, die neuen Besitzer offiziell in die Katasterämter einzutragen. Man sagt, dass die Sandinisten es vergessen hätten, wahrscheinlicher ist es jedoch, dass sie nicht die Kontrolle über so viele Ländereien verlieren wollten. Diese Umstände führten zur großen Landfrage in den 1990ern.
Eines der ersten Ziele, die nach 1990 verfolgt wurden, war es die Landreform der Sandinisten rückgängig zu machen. Zunächst wurden Staatsbetriebe zu je 25 % zwischen ihren einstigen Großgrundbesitzern, Landarbeitern, ehemaligen Angehörigen der sandinistischen Armee sowie den ehemaligen Contras aufgeteilt. Doch mit dem Ende der Revolution kamen auch die mit Somoza geflohenen Reichen aus ihrem Exil in Miami zurück und forderten ihr Land. Sie hatten im Gegensatz zu den Bauern und Kooperativen noch ihre Besitztitel. Auf juristischem Wege ließen sich einige Fälle „klären“, wobei die Richter oftmals bestochen worden sind, um zu Gunsten der ursprünglichen Besitzer zu entscheiden. Es folgten harte Auseinandersetzungen, denn das durch die Revolution politisierte Volk, ließ sich nicht „sein“ Land wegnehmen. Es kam zu zahlreichen Protesten in der Bevölkerung die auch zu einigen Erfolgen führten. So musste Alemán die geplante Neuordnung des Bodenbesitzes 1997 überarbeiten, da es zu großen Demonstrationen und Blockaden gekommen war.
Doch die Situation bleibt in vielen Fällen ungeklärt, und die Gerichte schieben den Klagenberg vor sich her. Um die Situation endgültig zu klären, werden seit längerem spezielle Agrargerichte gefordert, doch diese wurden bisher nicht gegründet. Eine Folge dieser unklaren Besitzverhältnisse ist Landflucht.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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