Österreich  5.1 Bevölkerungsentwicklung
Die erste Volkszählung, die heutigen Kriterien entspricht, fand in Österreich-Ungarn 1869/1870 statt. Seit damals stieg die Einwohnerzahl auf dem Gebiet des heutigen Österreichs jährlich bis zur letzten Zählung vor Beginn des Ersten Weltkrieges, die 1913 stattfand, an. Bis zum Auseinanderbrechen Österreich-Ungarns 1918 am Ende des Ersten Weltkriegs war die starke Bevölkerungszunahme auf dem Gebiet des heutigen Österreichs zu einem beträchtlichen Teil auf die Binnenwanderung aus den heute nicht mehr zu Österreich gehörenden Kronländern zurückzuführen. Diese Übersiedler aus Regionen ohne Erwerbschancen ließen sich vor allem in den Großstädten, besonders häufig in Wien, nieder. (Für Staatsbürger Altösterreichs wie Altungarns herrschte völlige Niederlassungsfreiheit im Gebiet der Gesamtmonarchie.)
Bei der ersten Zählung nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, war die Bevölkerung um 347.000 Personen zurückgegangen. (So waren z.B. viele Staatsbedienstete aus den ehem. Kronländern in ihre neuen Staaten „zurückgekehrt“.) Doch bald stieg sie wieder an, kontinuierlich bis 1935. Dann sank sie bis 1939, als die letzte Zählung vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stattfand, auf 6.653.000 Personen. Als 1946 die ersten Einwohnerzahlen nach Ende des Krieges auf Grundlage der Lebensmittelkarten ermittelt wurden, ergab sich eine Einwohnerzahl von rund 7.000.000, was einen neuen Höchststand ausmachte. Die hohen Kriegsverluste waren durch Flüchtlingszustrom überkompensiert worden.
Bis 1953 – Flüchtlinge und Displaced Persons waren großteils in ihre Heimat zurückgekehrt oder weitergewandert – sank die Einwohnerzahl erneut auf 6.928.000 Personen. Von da an stieg aufgrund hoher Geburtenüberschüsse die Einwohnerzahl auf einen neuen Höchststand im Jahre 1974, als 7.599.000 Personen in Österreich lebten. Dann wechselten sich Rückgang und Zuwachs ab, bis ab 1987 die Bevölkerungszahl wieder merklich zu steigen begann. Nicht zuletzt aufgrund verstärkter Zuwanderung ab den 1990er Jahren stieg die Einwohnerzahl Österreichs auf 8.260.000 per Jahresende 2004, dies entspricht in etwa 1,8 % der EU-Bevölkerung.
Zwischen 1754 und 1857 war die anwesende Zivilbevölkerung gezählt worden. Von 1869 bis 1981 beruhten die Zahlen auf den alle zehn Jahre stattfindenden Volkszählungen, wobei es zwischen den Zählungen Fortschreibungen gab und von 1869 bis 1923 die anwesende Zivilbevölkerung gezählt wurde und von 1934 bis 1981 die Wohnbevölkerung. 1982–2001 wurden weiterhin Volkszählungen abgehalten, außerdem wurde rückwirkend aus Fortschreibungen die Jahresdurchschnittsbevölkerung ermittelt. Seit 2002 beruhen die Bevölkerungszahlen auf dem Zentralen Melderegister, aus dem sie jederzeit ermittelt werden können. Volkszählungen zur Ermittlung des Einwohnerstandes sind daher in Österreich nicht mehr nötig.

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