Ost-Timor (Timor-Leste)  6.4 Außenpolitik
Osttimor gehört seit dem 24. Februar 2003 zur Bewegung der blockfreien Staaten. Außerdem ist es Mitglied bei der Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder. Als Beobachter nahm Osttimor am 3. Gipfel der AKP-Staaten im Juli 2002 und seit August 2002 an den jährlichen Treffen der Staats- und Regierungschefs des Pacific Islands Forum teil. Nach der Aufnahme in das ASEAN Regional Forum (ARF) im Juli 2005 strebt Osttimor mittelfristig auch die Mitgliedschaft in der ASEAN an. Der Antrag soll am 28. Juli 2006 in Kuala Lumpur gestellt werden. Man rechnet mit einer Wartezeit von fünf Jahren. Während Indonesien Osttimor bei seinem Wunsch auf Vollmitgliedschaft unterstützt, werden unter vorgehaltener Hand Bedenken geäußert, die ASEAN hätte bereits mit Myanmar genug Probleme. In Vorbereitung zum Beitritt hat Osttimor am 14. Januar 2007 einen Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit mit den ASEAN-Staaten unterzeichnet.
Zur ehemaligen Kolonialmacht Portugal bestehen enge Beziehungen. Portugal leistet Entwicklungshilfe und ist der wichtigste Geldgeber im Erziehungs- und Justizsektor.
Auch zu Australien gibt es enge Bindungen aufgrund der geographischen Nähe und der jüngsten Geschichte, in der Australien das Land auf dem Weg zur Unabhängigkeit unterstützte und unterstützt. Der Streit über die Erdöl- und Erdgasvorkommen in der Timorsee ist beigelegt.
Indonesien ist Osttimors größter Handelspartner. Als Staatsoberhaupt hat Xanana Gusmão sich vor allem dem Versöhnungsgedanken verschrieben. Nur eine Normalisierung der Beziehungen zur früheren Besatzungsmacht Indonesien und ein gewisser Schlussstrich unter die Vergangenheit, so seine Überzeugung, können das bitterarme und durch die lange Fremdherrschaft rückständige Land in die Zukunft führen. Die Teilnahme der damaligen indonesischen Präsidentin Megawati Sukarnoputri an der Unabhängigkeitsfeier 2002 in Dili zeugt von dem Willen Indonesiens, die Unabhängigkeit Osttimors nunmehr endgültig zu akzeptieren. Anfang 2005 empfing er den im Vorjahr neugewählten indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono zu einem Staatsbesuch. Das Treffen der beiden Männer verlief außergewöhnlich herzlich und wurde als Neuanfang in den bilateralen Beziehungen gewertet. Die osttimoresische Regierung hält trotz der Kritik von Menschenrechtsorganisationen und der Katholischen Kirche an dieser Versöhnungspolitik fest. Eine vom UN-Generalsekretär eingesetzte dreiköpfige unabhängige internationale „Commission of Experts“ hat in ihrem am 27. Juni 2005 vorgelegten Abschlussbericht festgestellt, dass die juristische Aufarbeitung der 1999 in Osttimor begangenen Menschenrechtsverletzungen in Indonesien „völlig unzureichend“ ist.
Die USA sind der drittgrößte Geber von Entwicklungshilfe für Osttimor. Durch Premierminister Alkatiri wurde die Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China sowohl im militärischen, als auch im wirtschaftlichen Bereich verstärkt. Osttimor hat daher eine Botschaft in Peking eröffnet.
Mit dem zweiten katholischen Land in Asien, den Philippinen, entwickelten sich seit der Unabhängigkeit Osttimors gute Beziehungen. Diese erstrecken sich über den wirtschaftlichen, den kulturellen und den Bildungssektor. In Manila hat Osttimor ein Honorarkonsulat.
Deutschland, Österreich und die Schweiz haben keine Botschaften in Osttimor. Zuständig sind die Botschaften der Länder in Jakarta/Indonesien. In dringenden Fällen können sich deutsche Staatsbürger an die portugiesische Botschaft in Dili wenden. Außerdem haben folgende Länder Botschaften in Dili: Australien, Brasilien, Volksrepublik China, Indonesien, Irland, Japan, Malaysia, Neuseeland, Südkorea, Thailand und die USA.
Die für Mitteleuropa zuständige Botschaft Osttimors befindet sich in Brüssel. Sie ist auch die offizielle Vertretung Osttimors bei der Europäischen Union. Der Brüsseler Botschaft ist zudem die ständige Vertretung Osttimors bei den Vereinten Nationen in Genf untergeordnet. Darüber hinaus unterhält Osttimor Botschaften in Jakarta, Kuala Lumpur, Peking, Canberra, Lissabon, beim Vatikan und in Washington, D. C., sowie eine Mission bei den Vereinten Nationen in New York. In Sydney befindet sich ein Generalkonsulat. Weitere Botschaften in Bangkok und Manila sollen bald folgen.

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