Rumänien  5.12.1 Der Aufstand in Bukarest
Um Massenunterstützung für die mörderische Repression in Timişoara zu zeigen, bestellte das Ceauşescu-Regime am 21. Dezember eine öffentliche Kundgebung in Bukarest (Bucureşti) vor dem Zentralkomitee der Rumänischen Kommunistischen Partei. Die zwangsorganisierte Demonstration schlug aber in das Gegenteil um. Vor dem Hintergrund der Erhebungen in Timişoara, die in aller Munde waren, ließen sich auch die Menschen in Bukarest nicht mehr aufhalten. Unter den hunderttausenden Demonstranten kamen Rufe nach Freiheit und Demokratie und gegen Ceauşescu auf. In den darauf folgenden 24 Stunden schloss sich ein regelrechtes Blutbad an: Securitate-Truppen, insbesondere Scharfschützen und auch mit Panzern ausgerüstete Armeeeinheiten richteten ein Massaker unter der Menschenmenge an. Der Widerstand der Demonstranten auf den Straßen formierte sich immer wieder von neuem, Barrikaden wurden errichtet. Am Vormittag des 22. Dezember verhärteten sich die Fronten erneut; aus den Bukarester Arbeitervierteln strömten große Menschenmengen ins Zentrum, während Panzerkolonnen auf dem Vormarsch nach Bukarest waren. Zwischen 9 und 11 Uhr morgens besetzten hunderttausende Anti-Ceauşescu-Demonstranten das gesamte Stadtzentrum, darunter auch den Platz vor dem Zentralkomitee der rumänischen KP. Die Masse skandierte unter anderem: „Ceausescu judecat/Pentru sângele vărsat“ (Ceausescu vor Gericht/Für das vergossene Blut). Als sich die Nachricht verbreitete, dass der Verteidigungsminister erschossen worden war, weil er sich geweigert hatte, die Armee weiter gegen das Volk einzusetzen, stürmten die Demonstranten das verhasste Gebäude des Zentralkomitees der KP. Nicolae Ceauşescu und seine Frau verließen unter den Augen von Millionen Rumänen in Panik das Gebäude mit einem Helikopter. Das Ceauşescu-Regime war beendet. Die Armee verbündete sich mit den Demonstranten, der Hubschrauber wurde zur Landung gezwungen und Ceauşescu und dessen Frau Elena wurden verhaftet. Am 25. Dezember 1989 wurden sie vor ein Militärgericht gestellt und nach einem Schnellverfahren standrechtlich erschossen. Am 22. Dezember wurde Rumänien über den staatlichen Fernsehsender TVR als befreit erklärt; das begonnene Blutbad fand jedoch erst nach der Verhaftung Ceauşescus ein Ende.
Allein in Bukarest waren ungefähr 500 Revolutionstote zu beklagen. Andere Städte mit schwerem Blutzoll waren Cluj und Sibiu.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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