Rumänien  5.8 Nachkriegszeit und Übergang zum Kommunismus
Nachdem 1947 alle bürgerlichen Parteien verboten wurden, musste am 30. Dezember 1947 auch König Mihai I. abdanken. Er lebte danach im Exil in England und der Schweiz und durfte Rumänien erst nach 1989 wieder besuchen.
Die 1921 gegründete Kommunistische Partei Rumäniens (KPR) war vor dem Zweiten Weltkrieg eine politisch unbedeutende Organisation. 1948 fand die Zwangvereinigung der Sozialdemokraten mit der KPR statt, aus der die Rumänische Arbeiterpartei (RAP) hervorging. Sie übernahm die Macht, ihr Führer war Gheorghe Gheorghiu-Dej. Er herrschte mit stalinistischen Methoden bis 1965, unter ihm wurden politische Gegner inhaftiert und gefoltert.
Staat und Wirtschaft wurden durch systematische Enteignung und Kollektivierung der Landwirtschaft kommunistisch „geordnet“. Die Enteignungen begannen bereits 1945. 1948 wurden durch einen Erlass der Kommunistischen Partei Fabrikbesitzer und Industrielle enteignet. Der Industriebereich wurde verstaatlicht. Ab 1950 begann man die Bauern zu enteignen. Die sogenannte „Agrarrevolution“ endete mit der Zwangskollektivisierung und der Gründung von staatlichen Produktionsgenossenschaften. Dieser Prozess endete erst zum Ende der 1960er-Jahre.
Titos Abkehr von Stalin im Jahre 1948 führte zu einer bis dahin nicht gekannten kollektiven Deportation von ganzen Dörfern und Gemeinden an der westlichen Grenze zu Jugoslawien. Betroffen war überwiegend die deutsche Minderheit, es traf aber auch Rumänen, Serben und Ungarn. Sie wurden in den Bărăgan zwangsumgesiedelt. Die Ortschaften wurden nachts durch Militär und Polizei umstellt und die Menschen mussten ihre Häuser sowie ihr Hab und Gut mit bereitstehenden Zügen verlassen. Nach beschwerlichen Reisen in Viehwaggons kamen die Deportierten im Bărăgan an. Hier bekam jede Familie eine Parzelle zugeordnet, auf der sie sich notdürftig in Erdlöchern einen Unterschlupf vor Wind und extremer Kälte im Winter errichten konnten. Erst nach 1965 durften sie ihr Zwangsdomizil im Bărăgan wieder verlassen.
Nach dem Ende des Krieges kooperierten Kommunisten und orthodoxe Kirche, um die rumänischen Angehörigen der Unierten Kirche zum Übertritt zur rumänisch-orthodoxen Kirche zu zwingen – im Gegensatz zur üblichen religionsfeindlichen Praxis in kommunistischen Staaten. Die katholische Kirche, deren Würdenträger in der Stalinzeit noch verfolgt worden waren, wurde fortan geduldet, doch gab es auf Grund dieser Zwänge starke Spannungen, die bis in die postkommunistischen 1990er-Jahre nachwirkten.
In der poststalinistischen Ära der 1960er-Jahre erlebte Rumänien eine gewisse Konsolidierung und eine Phase relativer Liberalität. Das kommunistische Regime arrangierte sich mit dem entmachteten bürgerlichen Lager und mit seinen parteiinternen Gegnern. Politische Gefangene wurden entlassen, die Repressionen gingen deutlich zurück. Auch die Entrechtung und Totalenteignung der deutschen Minderheit nahm ein Ende. Der ungarischen Minderheit wurde im Siedlungsgebiet der Székler sogar eine autonome, zweisprachige Selbstverwaltung zugestanden. Eine vorsichtige Opposition zu Moskau (z. B. keine militärische Beteiligung Rumäniens an der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Truppen des Warschauer Pakts) und eine gewisse Öffnung in Richtung Westen bestimmten die Außenpolitik des ansonsten fest im kommunistischen Block integrierten Landes.
In dieser Zeit begann der Exodus der ethnischen Minderheiten. Immer mehr Deutsche wanderten nach Deutschland aus, die meisten Juden gingen nach Israel und in die USA. Später kehrten auch vermehrt Angehörige der ungarischen Minderheit dem Land dauerhaft den Rücken.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
GNU-Lizenz für freie Dokumentation