Russland (Russische Förderation)  4.2 Entstehung
Die früheste Geschichte des europäischen Russlands (für die Geschichte des asiatischen Teils, siehe Geschichte Sibiriens) ist im Norden geprägt von finno-ugrischen Völkern und Balten, und im Süden von den indogermanischen Steppenvölkern des Kurganvolks, der Kimmerier, Skythen, Sarmaten und Alanen; später kamen hier noch Griechen, Goten, Hunnen und Awaren hinzu. In der Mitte, zwischen Dnjepr und Bug, fand die Ethnogenese der slawischen Völker statt, die sich ab dem 6. Jahrhundert auch nach Norden und Osten auszudehnen begannen.
Ab dem 8. Jahrhundert befuhren schwedische Wikinger die osteuropäischen Flüsse, gründeten Städte und Siedlungen und vermischten sich mit der slawischen Vorbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der „Kiewer Rus“ mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im südlichen Steppengebiet und an der Wolga waren hingegen Reiche der aus Asien eingeströmten Turkvölker der Chasaren und Wolgabulgaren entstanden, mit denen die Rus Handel trieben, aber auch mehrfach Kriege führten. Intensive Kontakte mit dem Byzantinischen Reich führten schließlich 988 zur orthodoxen Christianisierung der Kiewer Rus.
Aufgrund des ungünstigen Senioratsprinzips bei der Regelung der Erbfolge begann die Kiewer Rus im 12. Jahrhundert zu zerfallen, was es den ab 1223 einfallenden Mongolen erleichterte, die zerstrittenen russischen Fürstentümer zu unterwerfen. Die Goldene Horde beherrschte nun für zwei Jahrhunderte einen großen Teil der Rus, ein anderer Teil wurde dem Großfürstentum Litauen und später Polen-Litauen eingegliedert. Das Großfürstentum Moskau, das sich als politischer Nachfolger von Wladimir-Susdal etablieren konnte, konnte sich schließlich von der mongolischen Fremdherrschaft befreien, und Großfürst Iwan IV. ließ sich 1547 zum ersten „Zar der ganzen Rus“ krönen. Unter seiner Herrschaft begann auch die Eroberung Sibiriens, die russische Kosaken erstmals im 17. Jahrhundert bis an den Pazifik brachte.
So verlor Polen am 4. November 1611 die Vorherrschaft über Moskau. An diesem Tag besiegte eine russische „Volksarmee“ aus Nischni Nowgorod, angeführt vom Metzger Kuzma Minin und unterstützt vom Fürsten Dmitri Poscharski, die polnischen Besatzer in Moskau, die einen polnischen König installieren wollten. Dieses Ereignis und die daran anschließende Krönung von Michail Romanow (den die Polen zuvor umzubringen versuchten) gilt als das Ende der Smuta, der Zeit der Wirren.
Zwischenzeitlich hatte der russische Staat praktisch aufgehört zu existieren. Ein Grund mag auch gewesen sein, dass die Polen den Metropoliten Hermogen, der den polnischen König und den Katholizismus nicht anerkennen wollte, im Kreml zu Tode folterten, was die Stimmung gegen die polnische Besatzung anschwellen ließ.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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