Thailand  5.3 Bildung
In den frühen Tagen der thailändischen Geschichte oblag die Bildung einerseits den Klöstern und andererseits dem Königshaus. Buddhistische Mönche in Klosterschulen des ganzen Landes sorgten für grundlegende Bildung der Jungen, während die Kinder der königlichen Familie und auch die des Adelsstandes eine höhere Bildung erhielten, da nur sie für den Dienst für das Land in Ministerien und bei Hofe in Frage kamen. Nur wenige Frauen erhielten die Gelegenheit, eine Schule zu besuchen, um wenigstens Lesen und Schreiben zu lernen. Der weitaus größte Teil der Gesellschaft bestand aus Bauern, die wenig Sinn darin sahen, Bücher lesen zu können. Die Geschichte des Dorfes oder der Familien sowie lokale Philosophie wurde mündlich übermittelt.
Auf Initiative von König Nang Klao (Rama III., reg. 1824-1851) wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Bangkok eine „Offene Universität“ eingerichtet, in der jedermann unabhängig von Geburt und Rang etwas lernen könnte. Er hatte von 1832-1848 den Wat Pho von Grund auf renoviert und stellte sich nun den Tempel nicht nur als eine heilige Stätte vor, sondern als ein demokratisches Lernzentrum, auch für Studenten, denen bisher der Zugang zu speziellen Wissensgebieten verwehrt war. Dies war in der thailändischen Geschichte einzigartig. Er versammelte eine große Gruppe Gelehrter, die vorhandene Textbücher zusammenstellte und viele neue Bücher schrieb. Der König begutachtete die Selektion und ließ anschliessend die Texte in der geschwungenen Rattanakosin-Schrift auf Marmortafeln gravieren und in dem gesamten Putthawat des Wat Pho ausstellen. So kann noch heute ein jeder, der sich für religiöse oder säkulare Themen interessierte, für Literatur, Archäologie, Astrologie oder Medizin, aus einer Fülle von Informationen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts auswählen.
Erst in der Regierungszeit von König Chulalongkorn (Rama V.) wurde die Notwendigkeit von weitreichender Ausbildung erkannt, um den Personalbedarf der wachsenden Bürokratie zu befriedigen. In der Bildungs-Proklamation von 1898, welche stark vom britischen System beeinflusst war, wurde zunächst ein zweigliedriges System eingeführt, unterteilt in akademische und Berufs-Ausbildung. Bereits 1902 wurde die höhere Bildung durch Anleihen beim japanischen und amerikanischen System erweitert. 1932 wurde ein umfangreicher Bildungsplan vorgestellt, der von vier Grundschul-Jahren ausging. Darauf aufbauend gab es eine achtjährige Sekundar-Stufe.
Die letzte größere Änderung am Bildungssystem wurde durch den Bildungs-Plan von 1977/78 eingeführt. Er sah sechs obligatorische Grundschuljahre und drei Jahre unterer Sekundarstufe vor. Weitere drei Jahre folgen für diejenigen, die einen besonderen Beruf ergreifen oder zur Universität wechseln wollen. Erst 1983 war die Einführung dieses Plans abgeschlossen.
Um mit der schnell wachsenden Entwicklung auf den Gebieten der Technologie und der Landwirtschaft Schritt halten zu können, wurde in den 1990er Jahren geplant, die sechs Grundschuljahre auf neun Jahre zu erweitern. Die drei Jahre der Sekundarstufe sollten dann um weitere vier Jahre Höherer Schulausbildung ergänzt werden.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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