Tschad  4.1 Unabhängigkeit
Am 11. August 1960 erhält das Land seine Unabhängigkeit. François Tombalbaye aus dem Süden wird erster Präsident. Allerdings dominiert der Nord-Süd-Gegensatz die Innenpolitik: Der Norden des Landes, der von islamisch-arabisch-berberischen Stämmen bewohnt wird, fühlte sich benachteiligt gegenüber dem schwarzafrikanisch-christlich-animistischen Süden, der seit der Kolonialzeit eine Vormachtstellung besaß.
1966 wird die muslimische FROLINAT gegen die christlich-sudistische Dominanz gegründet, es kommt zum Beginn eines Bürgerkrieges. 1969 interveniert Frankreich auf Seiten Tombalbayes. Libyen, Algerien und Sudan dagegen unterstützen die FROLINAT. 1973 besetzt Libyen den Aouzou-Streifen.
1975 stürzt General Félix Malloum Tombalbaye und wird Präsident, Premierminister wird Hissène Habré. 1976 kommt es zum Bruch zwischen Muammar al-Gaddafi und Habré. Goukouni Weddeye kämpft mit Gaddafi gegen die Zentralregierung.
1979 kommt es zum Frontwechsel Habrés zu Weddeye. N’Djamena wird erobert und das Gouvernement d’Union Nationale de Transition unter Weddeye regiert. 1980 kommt es wiederum zum Bruch zwischen Habré und Weddeye („Zweite Schlacht um N’Djamena“). Daraufhin greift Libyen auf Bitten Weddeyes ein, Gaddafi zieht seine Truppen auf französischen Druck hin allerdings wieder zurück. Habré kann mit ägyptischer, sudanesischer und US-amerikanischer Hilfe Weddeye verdrängen.
1982 wird N’Djamena durch Habré erobert, es beginnt die sogenannte Zweite Republik (1982 bis 1990), während der es zu schwersten Menschenrechtsverletzungen kommt. 1983 wird Tschad de facto am 16. Breitengrad zweigeteilt. Libysches Militär ist im Norden präsent, insbesondere im Aouzou-Streifen.
1986 bis 1987 gehen die tschadischen Regierungstruppen in die Offensive. Es beginnt die französische Militäroperation Epervier. Die libyschen Truppen werden, bis auf den Aouzou-Streifen, aus allen Stützpunkten verdrängt. 1989 wird der Vertrag von Algier über die friedliche Regelung des Aouzou-Grenzkonflikts unterzeichnet.
1990 beginnt eine Verhandlung über den Aouzou-Konflikt vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag. Habré wird durch die bewaffnete Opposition des Mouvement Patriotique du Salut von Idriss Déby gestürzt und in die Flucht getrieben, Déby nimmt N’Djamena ein.
1993 verabschiedet die Nationalkonferenz Übergangsverfassung, -parlament und -regierung. 1994 wird durch den Internationalen Gerichtshof der Aouzou-Streifen wieder Tschad zugesprochen.
Im Dezember 1994/Januar 1995 findet eine Wählerregistrierung statt, deren Durchführung und Ergebnisse beanstandet und vom Obersten Gerichtshof annulliert werden. Der bestehende Wahlkalender wird wieder obsolet, die Transitionsphase um ein weiteres Jahr bis zum 8. April 1996 verlängert.
1996 kommt es zudem zu einem Verfassungsreferendum, woraufhin die neue Verfassung in Kraft tritt.
Am 3. Juli 1996 finden Stichwahlen zwischen Déby und Wadal Abdelkader Kamougué statt. Die Feststellung des offiziellen Endergebnisses durch die Cour d’Appel am 14. Juli 1996 bescheinigt Déby 69 %, Kamougué 31 % der Stimmen. In den Parlamentswahlen von Anfang 1997 wird folgendes Endergebnis festgehalten: MPS 66 Sitze, URD 29, UNDR 14, UDR 4, RDP und PLD je 3, AND 2 sowie UNRT, CNDS, FAR, ACTUS je 1 Sitz.
Ende 1998 beginnen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Rebellen um Youssouf Togoimi (Tibesti-Konflikt).
Präsident Déby wird im Mai 2001 wiedergewählt. Im Dezember 2001 wird zwischen der Regierung und den Rebellen im Tibesti ein Friedensabkommen abgeschlossen.
Am 10. Oktober 2003 beginnt die Förderung von Erdöl unter der Führung von ExxonMobil und mit Unterstützung der Weltbank im Doba-Becken im Süden Tschads. Über eine 1.050 Kilometer lange Pipeline wird dieses an die Atlantikküste Kameruns befördert und dort verschifft. Dies wird vereinzelt als geopolitisch bedeutender Schachzug der USA gesehen und aus menschenrechtlicher und ökologischer Sicht kritisiert.
Seit 2003 fliehen sudanesische Flüchtlinge vor dem Konflikt in Darfur nach Tschad. Der Konflikt greift zusehends auf Tschad über, die Dschandschawid-Reitermilizen aus Darfur sind mittlerweile auch in den tschadischen Grenzgebieten aktiv.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
GNU-Lizenz für freie Dokumentation