Türkei  10.2 Medien
Die Fernseh- und Radiolandschaft ist in der Türkei als duales System organisiert. Die meisten Verlage und TV-Sender sind in der Hand einiger weniger Medienkonzerne. Daneben unterhält die staatliche Sendergruppe TRT mehrere Fernsehsender.
Die Regulierung der privaten Fernseh- und Radiosender obliegt der Regulationsbehörde RTÜK, die sowohl Lizenzen erteilt, entzieht als auch zeitlich begrenzte Sendeverbote erteilen kann. Das Pressewesen ist staatlich nicht (mehr) reguliert, die meisten Printmedien unterliegen jedoch der freiwilligen Selbstkontrolle des türkischen Presserates, der auch Beschwerden zu elektronischen Medien bearbeitet.
Heikle Themen für Journalisten bilden Berichte über das türkische Militär, die Kurden, den politischen Islam und den Völkermord an den Armeniern. Für das Aufgreifen solcher Themen wurden bis in die späten 1990er Jahre hinein zahlreiche Journalisten inhaftiert und angeklagt und Zeitungen reihenweise geschlossen. Üblich ist es auch, dass Fernsehsendern zeitlich beschränkte Sendeverbote erteilt werden. Im Rahmen der Beitrittsbemühungen in die Europäische Union wurde die Verfassung und das Pressegesetz reformiert, wodurch sich die Lage der Meinungsfreiheit in den letzten Jahren deutlich entspannt hat. Dennoch gibt es nach wie vor internationale Kritik an der Situation der Medienfreiheit. Die Organisation Reporter ohne Grenzen attestiert einen Unterschied zwischen den beschlossenen Gesetzen und dem vorgehen von Teilen der Justiz- und Beamtenapparats in der Türkei.
Die öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehanstalt TRT betreibt vier nationale Fernseh- und fünf Radiosender. Geleitet werden die Fernseh- und Rundfunkanstalten durch eine Direktion. Diese ist zwar formal unabhängig, ihre Mitglieder werden jedoch von der Regierung ernannt. Erst seit 1990 sind private Fernseh- und Rundfunkanstalten zugelassen. Seitdem hat die TRT relativ schnell ihre frühere Bedeutung verloren. Ihr Marktanteil bleibt inzwischen deutlich unter dem der wichtigsten privaten Konkurrenz.
16 nationale, 15 regionale und 229 lokale Fernsehstationen (Stand Mai 2005) konkurrieren auf dem nationalen Fernsehmarkt. Die beliebtesten Fernsehsender ATV, Show-TV, Star, TGRT und Kanal D sind „Vollprogramme“, mit Unterhaltungsshows, Filmen, Serien, Nachrichten und Informationssendungen. NTV, TV8, Habertürk und CNN-Türk bringen Nachrichten nonstop. Die Hörfunklandschaft ist ähnlich vielfältig und es existieren über 1000 Sender.
Nach der schweren Wirtschaftskrise 2001 erfasste eine schnelle Konzentrationsbewegung die türkische Medienlandschaft. Viele Medienunternehmen wurden, um ihren Erhalt zu sichern, vom Staat aufgekauft und kurz später wieder privatisiert. Seitdem prägen einige wenige Medienkonzerne die türkische Medienlandschaft.
Die wichtigsten Medienkonzerne sind die Aydin-Dogan-Gruppe (u. a. größte Tageszeitung Hürriyet, Milliyet, Radikal, Kanal D, CNN-Türk), Dinç-Bilgin-Gruppe (Sabah, ATV, u. a.), Ihlas-Gruppe (Türkiye, TGRT, u. a.), Çukurova-Gruppe (Show-TV, Aksam); Dogus-Gruppe (NTV). Einflussstärkste und zugleich auflagenstärkste Zeitungen sind Sabah, Hürriyet, Milliyet, Cumhuriyet, Türkiye und Posta die innerhalb weniger Jahre zur auflagenstärksten Tageszeitung avancierte. Es erscheinen zahlreiche Wochen- und Monatszeitschriften, die sich in der Regel auf ein bestimmtes Thema spezialisieren (Frauen-, Motor-, Sportmagazine etc.).
In der Türkei leben mehrere zehntausend deutschsprachige Europäer, die sich dort ständig oder überwiegend aufhalten. Für diese Zielgruppe gibt es einige deutschsprachige Zeitungen einschließlich einer Internetzeitung.
Weitere Herausforderung für die türkische Medienlandschaft bildet der hohe Konzentrationsgrad, die harte Konkurrenz um den (relativ) kleinen türkischen „Werbekuchen“, das Nicht-Vorhandensein einer Berufsvertretung für Journalisten.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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