Amsterdam  3.3 Amsterdam ab dem Mittelalter
Im 12. Jahrhundert war die heutige Provinz Holland zum größten Teil schlecht besiedelbar. Es war ein sehr feuchtes Gebiet, hauptsächlich bestehend aus Moor und Sumpfland. Diese Landschaft wurde von mehreren Flüssen durchschnitten. Einer dieser Flüsse war die Amstel, die in die IJ mündete. Gegen Ende des zwölften Jahrhunderts entstand rund um einen Damm im Fluss eine kleine Siedlung. Nach archäologischen Ausgrabungen erwies sich das alte Kinderlied „Amsterdam, die schöne Stadt, ist gebaut auf Pfahlen“, als durchaus richtig: tatsächlich konnten nur mit Hilfe unzählbarer Pfahlen als Untergrund Häuser und Straßen im Sumpfland gebaut werden.
Dem Damm in der Amstel verdankt die Stadt Amsterdam ihren Namen. Heute ist der Damm noch immer existent. Inzwischen wurde er zu einem Platz umfunktioniert. Anfang des 13. Jahrhunderts wurden Amsterdam vom damaligen Landesherr Stadtrechte verliehen. Im Jahre 1369 wurde Amsterdam Mitglied der Hanse. Der Fischfang, anfangs die bedeutendste Erwerbsquelle, wich allmählich dem Handel. Die Einverleibung Portugals durch Spanien im Jahr 1580 zwang die nördlichen Niederlande dazu, selbst nach Indien zu fahren. Die ersten Fahrten wurden von Amsterdam aus unternommen und wurden gleich zu einem gigantischen Erfolg. Angeregt durch dieses Ergebnis, wurden bald überall im Land Pläne geschmiedet, Schiffe nach Indien zu schicken.
Aus all diesen Einzelinitiativen entstand 1602 die Verenigde Oost-Indische Compagnie (Vereinigte Ostindische Kompanie), die VOC. Die Stadt alleine zeichnete für mehr als die Hälfte des gesamten Kapitals, das in das neue Unternehmen investiert wurde. Gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts war Amsterdam die wohlhabendste Stadt Europas. In Ihren Häfen und Lagerhäusern stapelten sich Gewürze, Seide und andere Kostbarkeiten aus Indien und dem Pazifikraum.
Im Jahr 1672 gerieten die mächtigen Niederlande gleichzeitig in einen Krieg mit Frankreich und England. Dadurch wurde der Hafen Amsterdams unerreichbar für die Handelsflotte mit Waren aus Indien. Zum Ende des Jahrhunderts endete auch die Periode der größten Blüte. Die wirtschaftlichen Strukturen änderten sich; Amsterdam verlor seine Stellung als Umschlaghafen für den Welthandel. Gleichzeitig aber wurde der Geldmarkt immer wichtiger. Amsterdam schaffte es, zum finanziellen Zentrum der Welt zu werden, als Bankier für die europäischen Fürsten, die mit geliehenem Geld ihre kostspieligen Kriege führten.
Bei seiner Ernennung als König von Holland am 23. Juni 1806 erklärte Louis Bonaparte die Stadt Amsterdam zu seiner Hauptstadt. Das konnte jedoch nicht verhindern, dass Amsterdam in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts allmählich zu einer „toten“ und verarmten Stadt wurde. Einen neuen Aufschwung erlebte die Stadt erst, als 1876 der Noordzeekanaal eröffnet wurde, der Amsterdam eine Verbindung zur Nordsee und damit mit England und den Vereinigten Staaten gab. Erneut wurde Amsterdam Mittelpunkt des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens, obgleich sie ökonomisch allmählich, doch ganz besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, von Rotterdam überflügelt wurde.
Unzählige jahrhundertealte Denkmäler zieren den Stadtkern. Bis zum heutigen Tag zeugen fast 7.000 Kaufmanns- und Lagerhäuser sowie beinah 1.300 Brücken aus dem sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert von diesem Goldenen Zeitalter. Die erhabenen Händlerhäuser wurden entlang der 165 Grachten gebaut, die als Transportwege genutzt wurden, um die schnelle Verteilung der Importwaren in der Stadt und zu den Handelskontoren zu bewerkstelligen. Die größte Altstadt Europas mit ihren schönen Gebäuden soll auch in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen werden.

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