Bagdad  4 Geschichte
Bagdad (persisch für "gottgegeben" im Sinne von "Gottesgeschenk") wurde im Jahr 762 von dem abbasidischen Kalifen al-Mansur als neue Hauptstadt des islamischen Reichs gegründet (Name: Madīnat as-Salām, arabisch: مدينة السلام, „Stadt des Friedens“). Sie entstand nur wenige Kilometer östlich der alten Hauptstadt des Sassanidenreiches, Ktesiphon. Innerhalb von vier Jahren entstanden der Kalifenpalast (Bāb adh-dhahab oder al-Kubba al-Kadra) und die Hauptmoschee am westlichen Tigrisufer. Aufgrund der günstig gewählten Lage am Knotenpunkt zahlreicher Handelsstraßen und der fruchtbaren Anbaugebiete in ihrer Nähe zum Tigris (Didschla) florierte die neu gegründete Stadt schnell. Als al-Mansurs Sohn al-Mahdi den Thron bestieg, hatte Bagdad bereits eine Fläche von 15 Quadratkilometern. Wie ein arabischer Historiker berichtet, besaß Bagdad zur Zeit des Kalifen al-Ma'mun 65.000 öffentliche Bäder. Es war Zentrum der Wissenschaften und Künste, kurzum, es war die Glanzzeit Bagdads.
Zwischenzeitlich verlegte der Kalif al-Mu'tasim, um seine Armee von der Bevölkerung fernzuhalten, die Hauptstadt nach Samarra (808-819 und 836-892), doch auch als das Kalifat an Macht verloren hatte und zuerst die Buyiden-Dynastie (945-1055) und später die Seldschuken (1055-1135) das islamische Reich beherrschten, blieb sie eine der wichtigsten Städte der islamischen Welt, bis sie 1258 von den Mongolen unter Hulagu erobert wurde, die am 10. Februar 1258 den letzten Kalifen Al-Mustasim töteten und nach Augenzeugenberichten unvorstellbare Gräueltaten anrichteten, Quellen berichten von einer Pyramide aus Totenschädeln. Viel gewichtiger war aber die im Gefolge der Eroberung Bagdads und des Zweistromlandes sowohl von den verteidigenden Mamlucken als auch den Mongolen begangene Zerstörung der hochkomplexen Bewässerungssysteme des Landes, die durch die Vertreibung der lokalen Bevölkerung (und dem damit verbunden Verlust des Wissens über den Betrieb und die Instandhaltung des Bewässerungssystems) noch verstärkt wurde. Die Desertifikation Mesopotamiens setzte ein, und Bagdad, zuvor zumindest zweitgrößte Stadt der Welt, versank zusammen mit dem Rest Mesopotamiens in der Bedeutungslosigkeit. Bis heute hat sich der Irak von der Zerstörung der Bewässerungssysteme nicht erholt.
Seit dem 16. Jahrhundert stritten sich die Herrscher Persiens und der Türkei mehrfach um die Stadt. Im Jahre 1652 zählte Bagdad nur noch ungefähr 15.000 Einwohner.
Bagdad blieb unter osmanischer Herrschaft und wurde die Hauptstadt der Provinz Bagdad, einer der drei Provinzen, aus denen der spätere Irak entstand. 1921 wurde unter britischer Kontrolle das Königreich Irak errichtet; 1932 folgte die formelle und 1946 die vollständige Unabhängigkeit. Die Einwohnerzahl der Stadt stieg von schätzungsweise 145.000 (1900) auf 580.000 (1950), vor allem durch Zuwanderer aus dem schiitischen Süden, die, in der Hauptstadt angekommen, unter massiver Wohnungsnot litten. Erst unter der Herrschaft General Quassems wurde durch den Bau der damals geradezu vorbildlichen Satellitenstadt Madinat al-Thaura ("Stadt der Revolution"), später Saddam City, dann Sadr-City, etwas Abhilfe verschafft. Vor allem während des Wirtschaftsbooms der 1970er Jahre stieg die Bevölkerungszahl weiter rasant an. Den Löwenanteil der Zuwanderer stellten schiitische Araber, die in Slums in prekärsten Verhältnissen hausten.
Im Gefolge der Eroberung Bagdads durch die US-amerikanischen Streitkräfte im Dritten Golfkrieg 2003 wurden zahlreiche historisch wertvolle Kulturgüter der Stadt durch Kampfhandlungen oder Plünderungen vernichtet oder beschädigt; insbesondere wurde die Nationalbibliothek mit tausenden wertvoller alter Manuskripte durch einen Brand völlig zerstört und das Nationalmuseum geplündert. Die eintreffenden US-Truppen griffen nicht ein. Der Großteil der Stücke wurde aber relativ schnell wieder ausfindig gemacht und befinden sich wieder im Irak.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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