Bangkok  7.2.2 Nahverkehr
Straßenverkehr
Allgemeines
Außerhalb der Rattanakosin-Insel wird der Straßenverkehr in Bangkok von Fernstraßen bestimmt, entlang deren die Stadt seit der Aufgabe der traditionellen Wasserstraßen, der Khlongs, gewachsen ist. Die dennoch zahlreich vorhandenen Wasserwege, deren Überbrückung nicht immer erschwinglich war, führen auch heute noch zu einer weit geringeren Vernetzung der Straßen, als es in vergleichbaren Großstädten üblich ist. Deshalb ist es relativ einfach, sich in Bangkok zurechtzufinden. Allerdings führt eine kleine Unaufmerksamkeit auch leicht zu einem großen Umweg mit entsprechendem Zeitverlust, der von den Einheimischen aber kaum wahrgenommen wird.
Viele Nebenstraßen sind bis heute aufgrund der fehlenden Brücken Sackgassen geblieben, auch nachdem die Stadt entlang der Fernstraßen in alle Himmelsrichtungen gewachsen ist. Dies führt zu einem geringen Durchgangsverkehr in den betroffenen Wohnvierteln, aber damit auch zu einer höheren Verkehrsdichte in den größeren Straßen. Selbst wenn Ausgangs- und Endpunkt nur wenig auseinander liegen, müssen oft weite Umwege gefahren werden, um das Ziel zu erreichen. Oft muss man dazu auch auf die Fernstraßen einbiegen, was dort zusätzliche Verkehrslast bedeutet.
Alle größeren Straßen haben natürlich Seitenstraßen, die in Thailand als Soi bezeichnet werden. Die Soi sind nach den Hauptstraßen benannt, also z.B. „Soi 103 Sukhumvit“ mit eigenem Namen „Udomsuk“. Die ungerade bezifferten liegen üblicherweise auf einer Seite, während sich die gerade bezifferten auf der anderen befinden. Sie können wieder weitere Soi aufweisen, wie „Soi 7 Udomsuk“. Diese sind oft weiter unterteilt in „Soi 7/1 Udomsuk“, „Soi 7/2 Udomsuk“ usf. Hausnummern werden vor den Straßen- und Soinamen geschrieben, so dass die Adresse „13/47/2-48/1 Soi 7/2 Udomsuk“ auf eine Adresse in einem Gebäudekomplex hinweist, der an der zweiten Abzweigung des siebten Soi der Nebenstraße 103 (Udomsuk) der Sukhumvit Road liegt. Die „13“ ist mit großer Wahrscheinlichkeit die eigentliche Hausnummer und liegt zwischen 11 und 15. Die folgenden Nummern deuten auf den erwähnten Komplex hin: man muss die Adresse 47 Teil 2 und 48 Teil 1 suchen, schon ist man da (wahrscheinlich eine Doppelhaushälfte). Auch Taxifahrer sind da oft überfordert.
Verkehrsbelastung
Ein Verkehrschaos während der Hauptverkehrszeit in Bangkok ist Standard. In den 1970er Jahren haben europäische Stadtplaner ohne großen Erfolg versucht, das Problem mit modernen Brückenkonstruktionen zu beseitigen. In den 1980er Jahren wurde ein umfangreiches Einbahnstraßensystem eingerichtet. Busse erhielten während der Hauptverkehrszeit eine eigene Busspur, wo sie auch in Einbahnstraßen in beide Richtungen fahren können. Erst die Errichtung zahlreicher mautpflichtiger Hochstraßen und zusätzlicher Brücken (fly-over), sowie die Errichtung des Skytrains und der Metro hat eine gewisse Besserung erreicht.
Öffentlicher Nahverkehr
Der straßengebundene öffentliche Nahverkehr wird gegenwärtig überwiegend von dieselbetriebenen Stadtbussen bewältigt, die ein dichtes Busnetz bilden, das praktisch jeden Winkel der Stadt abdeckt. Die Fahrtziele sind allgemein nur in thailändischer Schrift angegeben, so dass sich die meisten Ausländer an den Liniennummern orientieren müssen. Dazu gilt es aber zu beachten, dass Linien mit gleicher Nummer durchaus in verschiedene Richtungen fahren können, denn neben der reinen Nummer ist auch die Farbe ein Unterscheidungsmerkmal der Linie. Es gibt rote und blau-graue Ziffern. Es gibt unterschiedliche Klassen von Bussen, die eingesetzt werden: Busse mit Klimaanlage, Busse mit Ventilator und Busse mit offenen Fenstern (von den Thai spöttisch air thammachart, „Natur-Klimaanlage“, genannt).
Individualverkehr wird vorwiegend durch die zahlreichen Taxis, Motorradtaxis und Tuk Tuks (offene Motorradroller mit Sitzbank) abgewickelt, die Fahrgäste durch die Stadt befördern. Insbesondere die Tuk Tuks haben vor allem in der Vergangenheit das Stadtbild Bangkoks erheblich geprägt und sind noch immer eine besondere Touristenattraktion. In ihrer Funktion werden sie jedoch mittlerweile von den Motorradtaxis abgelöst.
Schienenverkehr
Am 22. September 1888 fuhr die erste Pferdestraßenbahn und im Mai 1894 die erste elektrische Straßenbahn in Bangkok. Der Verkehr wurde am 1. Oktober 1968 eingestellt. Bis Ende der 1990er Jahre verfügte Bangkok über kein Massentransportmittel. Durch den Aufbau eines Schnellbahnnetzes versucht man dem Verkehrschaos Herr zu werden, nachdem in den Jahrzehnten zuvor eher auf Ausbau des Straßenverkehrsnetzes gesetzt wurde.
Am 5. Dezember 1999 eröffnete die Hochbahn Bangkok Skytrain, das erste öffentliche Schnellbahnprojekt der Stadt, ihren Betrieb. Sie verkehrt auf zwei Linien mit 23 Kilometer Länge und 23 Stationen. Es war die erste elektrisch betriebene Bahn mit Europäischer Normalspur (1435 Millimeter) und befördert derzeit 250.000 Fahrgäste pro Tag. Beide Linien kreuzen sich am Umsteigebahnhof Central Station am Siam Square.
Am 3. Juli 2004 wurde der erste Streckenabschnitt der Bangkok Metro eröffnet. Er ist 21 Kilometer lang führt über 18 Bahnhöfe und besitzt die selbe elektrische und technische Ausrüstung wie der Skytrain. Umsteigemöglichkeiten zur Skytrain bestehen in Silom/Saladaeng, Sukhumvit/Asok und Chatuchak/Mo Chit. Die Kapazität pro Fahrtrichtung beträgt circa 40.000 Fahrgäste pro Stunde. In Planung sind Erweiterungen nach Norden bis Charansanitwongse und Tha Phra, nach Süden bis nach Bang Khae, mit einer möglichen Ausführung als Ringstrecke.
Schiffsverkehr
Personenfähren (Thai: เรือยนต์ข้ามฟาก) - kleine, relativ hohe Boote mit Dach - überqueren von zahlreichen Piers aus den Maenam Chao Phraya. Allerdings stimmen die Anlegestellen nicht mit den Piers der Expressboote überein.
Die langen „Expressboote“ (เรือด่วนเจ้าพระยา) mit vielen Sitzplätzen verkehren auf dem Maenam Chao Phraya über 18 Kilometer zwischen Nonthaburi (Norden) und Krung-Thep-Brücke (Süden) sowie flussaufwärts über Nonthaburi hinaus bis Pak Kret.
Ruea hang yao (เรือหางยาว, wörtl.: Langschwanzboote, so genannt, weil sie von einem Außenbordmotoren an einer langen Stange angetrieben werden) - schmale Boote mit Sitzplätzen für etwa 15 Personen. Sie verkehren regelmäßig im Linienverkehr auf den Khlongs von Bangkok und Thonburi. Sie werden vor allem von Pendlern genutzt, um in die Vororte zu gelangen.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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