Cordoba  8.7.2 Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr der Stadt hat seine Ursprünge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt wegen des Zustroms von Einwanderern schnell zu wachsen begann. Im Jahr 1879 wurde als erstes öffentliches Nahverkehrsmittel der Stadt eine Pferdestraßenbahn installiert. Wegen des warmen, aber auch wechselhaften Klimas waren ein Teil der Bahnen in offener Bauweise gebaut. 1909 wurde das System elektrisiert, wobei die offene Bauweise beibehalten wurde, indem die Waggons mit sehr großen, aufklappbaren Fenstern ausgerüstet wurden. Ab 1930 begannen nach dem Vorbild von Buenos Aires zunehmend Busse (colectivos) zu verkehren. In den 40er und 50er Jahren geriet die Betreibergesellschaft der Straßenbahn vor allem wegen dieser neuen Konkurrenz zunehmend in wirtschaftliche Probleme, die nicht behoben werden konnten. Dies führte 1962 zu einer drastischen Maßnahme: der kompletten Stilllegung des Netzes. Seit diesem Jahr wird der öffentliche Personennahverkehr ausschließlich auf der Straße bewältigt. [17]
Die heute etwa 60 innerstädtischen Buslinien (urbanos) sind in einem Farbschema organisiert, wobei jede Farbe einen von 6 Korridoren repräsentiert; zusätzlich gibt es zwei Ringlinien (Anillo Interior und Anillo Exterior) sowie drei Trolleybus-Linien. Für die Zahlung werden spezielle Münzen, cospeles genannt, und Magnetkarten verwendet. Das Stadtbussystem wird zum Teil von der Stadtregierung im Staatsbetrieb TAMSE (Transportes Automotores Municipales Sociedad del Estado), zum Teil von privaten, von der Stadt subventionierten Firmen (Coniferal und Ciudad de Córdoba) betrieben. Es ist oft Zielpunkt von Kritik, da die Frequenzen niedrig und die Busse daher fast immer überfüllt sind; seit 2004 wird die Flotte allerdings um neue Busse erweitert, auch weil eines der zentralen Wahlversprechen des amtierenden Bürgermeister Luis Juez die Verbesserung des Nahverkehrssystem war.
Die Stadtlinien werden von etwa 30 Vorortlinien (interurbanos) ergänzt, die alle von privaten Trägern betrieben werden. Jede Firma hat ein eigenes Tarifsystem, es gibt jedoch einen Rahmen, der von der Provinz diktiert wird und deren Preise nicht überschritten werden dürfen. Einige Vorortlinien, vor allem die Linien nach Villa Carlos Paz, haben höhere Frequenzen als die Stadtbusse.
Seit den 1990er Jahren wird immer wieder ein System von Vorortzügen nach dem Vorbild der Stadt Resistencia, ferrourbano genannt, ins Gespräch gebracht, da es in der Stadt zahlreiche Schienenwege gibt, die zur Zeit kaum genutzt werden, allerdings auch stark renovierungsbedürftig sind. Die Realisierung ist ungewiss, da bisher vor allem wegen der Wirtschaftskrise kein Investor gefunden wurde und die derzeitige Priorität der Stadtregierung der Modernisierung des Bussystems ist. Anfang 2006 bekräftigte Bürgermeister Luis Juez allerdings die Bereitschaft, ein solches Vorhaben zu unterstützen. Die erste Linie, die sich noch in einem sehr frühen Planungsstadium befindet, soll vom Zentrum über den Flughafen nach Villa Allende führen.
Ergänzt wird das Verkehrssystem von Taxis und Remises, einer Art Funktaxen. Während die Taxen gelb gestrichen sind, sind die Remises grün. In den Krisenjahren 2002 und 2003, als das Bussystem besonders schlecht funktionierte, nahmen die Taxen und Remises Fahrgäste für die Busmünzen mit, fungierten also als Sammeltaxen, auch wenn die sehr strengen gesetzlichen Regelungen für diese Art des Verkehrs dies nicht erlaubten. Zudem gab es zeitweise private, nicht genehmigte Busse und Kleinbusse, sogenannte piratas, die oft in sehr schlechtem Zustand waren und Fahrgäste für den selben Preis wie die normalen Busse mitnahmen. Für Aufsehen sorgte 2003 ein Projekt, diese illegalen Unternehmen zur Erhöhung der Frequenzen de facto zu legalisieren [18], das aber unter anderem wegen der sich bessernden wirtschaftlichen Situation, die die Modernisierung des Fuhrparks erlaubte, nicht umgesetzt wurde. Seit 2006 gibt es eine kleine, aber stetig wachsende Anzahl von Mototaxis.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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