Curitiba  3 Planung
In Fachkreisen ist Curitiba für ihr leistungsfähiges Transportsystem mit eigenen Busspuren auf den Hauptstraßen bekannt. Zum Einsatz kommen Doppelgelenkbusse und die Haltestellen sind erhöhte Schläuche, die mit Zugang für Behinderte ausgerüstet sind. Das System, von 85% der Bevölkerung Curitibas benutzt, diente dem TransMilenio in Bogotá (Kolumbien) als Vorbild. Die Stadt ist auch bei der Erhaltung der Grünflächen erfolgreich und rühmt sich, pro Einwohner 54 m² Grünfläche zu haben.
Bis in die 1960er Jahre war die Bevölkerung Curitibas auf 430.000 angewachsen. Man befürchtete, dass das Wachstum der Bevölkerung das Leben in der Stadt drastisch verändern würde. Im Jahr 1964 bat Bürgermeister Ivo Arzua um Vorschläge für eine Stadtplanung. Der Architekt Jaime Lerner, der später Bürgermeister und danach Gouverneur wurde, führte eine Gruppe der Bundesuniversität des Paraná an, welche vorschlug, die städtische Ausbreitung streng zu kontrollieren, den Verkehr in der Innenstadt zu verringern, das historische Erbe Curitibas zu bewahren und einen bequemen und allgemein erschwinglichen öffentlichen Verkehr aufzubauen. Dieser Plan wurde 1968 angenommen. Lerner schloss die Rua XV de Novembro – eine der Hauptdurchzugsstraßen – für den Verkehr und wendete ein neues Straßendesign zur Verringerung des Verkehrs an. Dieses Design, genannt das Dreifach-Straßensystem, besteht aus zwei Einbahnstraßen, die in den entgegengesetzten Richtungen führen und eine kleinere, zweispurige Straße umgeben.
In den 1980er Jahren wurde die Rede Integrada de Transporte (integriertes Transportnetz) fertiggestellt. Sie erlaubt eine Fahrt zu jedem Punkt in der Stadt für einen einzigen Fahrpreis.
Eine Besonderheit in Curitiba sind die Haltestellenröhren mit Hochbahnsteig, die an allen Haltestellen mit Linha Direta- bzw. Expresso Biarticulado-Bedienung aufgestellt wurden. Diese sind immer mit Personal besetzt, die den zeitaufwändigen Fahrkartenverkauf und die Fahrscheinkontrolle bereits am Eingang zur Röhre durchführen, so dass das Fahrzeug mit nur sehr kurzen Haltezeiten für den Fahrgastwechsel an sich auskommt. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Hochbahnsteige, die ein ebenerdiges Ein- und Aussteigen ohne Stufen ermöglichen. Hierdurch kann mit den Hochflurbussen eine außergewöhnlich hohe Reisegeschwindigkeit erzielt werden.
Den genaueren Vorgang eines solchen Fahrgastwechsels zeigen folgende Bilder:
Das Busnetz an sich wurde streng durchhierarchisiert, so dass es heute zehn unterschiedliche Produkte mit jeweils spezifischen Verkehrsaufgaben gibt:
Circular Centro (weiß lackierte Kleinbusse): eine Ringlinie zur Erschließung des zentralen Stadtbereichs
Convencional (gelb lackierte Kleinbusse): zur Erschließung eines Stadtteils
Convencional / Troncal (gelb lackierte Normalbusse): Verbindungslinien zwischen den Stadtteilen
Troncal Articulado (gelb lackierte Gelenkbusse): stark belastete Verbindungslinien zwischen den Stadtteilen
Alimentador (orange lackierte Normalbusse): Zubringerlinien zu den Interbairros, den Diretas und den Expressos
Alimentador Articulado (orange lackierte Gelenkbusse): stark belastete Zubringerlinien zu den Interbairros, den Diretas und den Expressos
Interbairros Padron (dunkelgrün lackierte Normalbusse): schnelle Verbindungslinien zwischen den Stadtteilen
Interbairros Articulado (dunkelgrün lackierte Gelenkbusse): stark belastete, schnelle Verbindungslinien zwischen den Stadtteilen
Linha Direta (silberfarben lackierte Gelenk-Hochflurbusse): diese bilden ein Schnellbusnetz, welches die großen Umsteigepunkte der Stadt ohne Zwischenhalte verbindet - die Busse haben ihre Einstiegstüren auf der linken Fahrzeugseite, da somit eine Haltestellenröhre auch von rechts angefahren werden kann und ein direktes Umsteigen am selben Bussteig durch die Röhre hindurch in den gegenüberliegenden Bus erfolgen kann
Expresso Biarticulado (dunkelorange lackierte Doppelgelenk-Hochflurbusse): ein hochleistungsfähiges Netz von die Stadt durchquerenden Linien, welches den Charakter eines "Stadtbahnsystems auf Rädern" aufweist und zum allergrößten Teil auf eigenen, vom restlichen Autoverkehr unabhängigen, Bustrassen verkehrt.
Die Stadt begann auch ein weiteres interessantes Projekt: Unter dem Namen Faróis do Saber (Leuchttürme des Wissens) wurden frei verfügbare Bildungszentren wie Bibliotheken, Internet-Zugang und andere kulturelle Einrichtungen eröffnet. An die Gebäude von diesen Einrichtungen wurden dann auch tatsächlich Leuchttürme angebaut, um diese weithin erkennbar zu machen.
Heute wird Curitiba als eines der besten Beispiele für gelungene städtische Planung der Erde betrachtet. Im Juni 1996 wurde Curitiba auf dem Kongress der Stadtplaner in Istanbul als die innovativste Stadt der Welt geehrt.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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