Madras  3.3 Neuzeit
Die Renaissance der Stadt setzte nach der Erlangung der Unabhängigkeit Indiens 1947 ein, als sie sich zum Zentrum der tamilischen Filmindustrie und Gründungsort des dravidischen Nationalismus entwickelte. Der Aufstieg der DMK – die im Jahre 1967 die Regierung der Kongresspartei verdrängte und seitdem die Macht mit der rivalisierenden pro-dravidischen Partei, der AIADMK, teilt – hängt zu einem großen Teil mit der Kontrolle der bedeutendsten Filmstudios in Chennai zusammen. Später machte sich M. G. Ramachandran (1917–1987) – Tamil Nadus Filmstar und Ministerpräsident, Millionen Menschen einfach als MGR bekannt – während seiner elf Jahre dauernden Herrschaft dieselbe Propagandaquelle zunutze.
Heute wird die Stadt in erster Linie von Industrie und Handel beherrscht. Die Metropole, zur Behauptung ihrer vorkolonialen Identität 1996 in Chennai umbenannt (nach dem Fischerdorf Chennaipatnam, aus dem die Stadt einst hervorgegangen war), boomt, seit die indische Wirtschaft sich in den frühen 1990er Jahren unter den Premierministern Rajiv Gandhi (1944–1991) und P. V. Narasimha Rao (1921–2004) ausländischen Investitionen geöffnet hat.
Die andere Seite des schnellen wirtschaftlichen Wachstums ist eine städtische Infrastruktur, die kurz vor dem Zusammenbruch steht. Die unglaubliche Armut, das schnelle Bevölkerungswachstum und die Umweltverschmutzung gehören zu den Problemen, denen sich die Stadt im 21. Jahrhundert zu stellen hat.
Chennai wurde vom Erdbeben im Indischen Ozean 2004 und seinen Folgen betroffen, gehörte aber nicht zu den Gebieten die stark verwüstet wurden, da hier die Wellen des Tsunami nicht so hoch waren. Dabei starben in Chennai 206 Menschen und tausende wurden obdachlos. Der Tsunami zerstörte die Hütten von etwa 1.500 Fischern und beschädigte im Hafen hunderte Schiffe und Boote.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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