Paris  5.3.1 Plätze und Straßen
Erste urbanistisch relevante Maßnahmen ergriff in Paris Anfang des 17. Jahrhunderts Heinrich IV. mit der Anlage der ersten zwei von insgesamt fünf sogenannten "königlichen Plätzen".
Die quadratische place des Vosges (1605–1611), früher place Royale im Marais (4. Arrdt.) bietet ein einzigartig geschlossenes Ensemble von Bauten aus Back- und Quaderstein im Stil des frühen 17. Jahrhunderts. Die Mitte des Platzes ziert das Reiterstandbild von Ludwig XIII.
Zu gleichen Zeit entstand in demselben Stil die dreieckige place Dauphine (1607–1612) an der östlichen Spitze der île de la Cité (1. Arrdt.), nach Plänen von Louis Métezeau und Jacques II. Androuet Du Cerceau. Die Achse des später zu einem Drittel zerstörten Platzes lässt durch eine Öffnung im Westen den Blick auf die Brücke Pont Neuf frei und auf das Reiterstandbild von Heinrich IV..
Die place des Victoires (1675), mit rundem Grundriss, wurde auf Initiative des Höflings François d'Aubusson de la Feuillade nach Plänen von Jules Hardouin-Mansart zu Ehren des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. entworfen, um seinem Standbild von Desjardins einen würdigen Rahmen zu geben. Letzteres wurde in der Revolution zerschlagen und erst 1822 durch das heutige Reiterstandbild von Bosio ersetzt. Hier so wie auf den folgenden "Königlichen Plätzen" ersetzt der schöne hellgelbe Quaderstein, der sich hervorragend für den Steinschnitt eignet, den bisher üblichen Backstein.
Auch die überaus harmonische und in ihrem ursprünglichen Zustand erhaltene place Vendôme (1690–1720) wurde zu Ehren Ludwigs XIV. angelegt. Die Pläne lieferte abermals Jules Hardouin-Mansart. Das früher hier befindliche Reiterstandbild fiel, wie nahezu alle Abbilder der Mitglieder des französischen Königshauses, der Revolution zum Opfer, was Napoléon I. Gelegenheit gab, hier 1806 in Erinnerung an die Schlacht von Austerlitz eine 44 Meter hohe Triumphsäule errichten zu lassen.
Die ab 1755 angelegte place de la Concorde sollte der größte und letzte der „Königsplätze" von Paris werden. Der Platz blieb unvollendet. Während der Revolution in place de la Révolution umbenannt, empfing er – an Stelle der zerstörten Reiterstatue Ludwigs XV. – die Guillotine, unter der im Jahre 1793 Ludwig XVI. und die Königin Marie-Antoinette enthauptet wurden. Seit 1836 wird der Platz von dem 23 Meter hohen Obelisken von Luxor dominiert. Daneben befinden sich zwei aufwändig gestaltete Brunnen von Jakob Ignaz Hittorff.
An der place de la Concorde beginnt die Prunk-, Pracht- und Paradestraße avenue des Champs-Élysées, eine der großen und berühmten „Weltstraßen". Die 1,5 Kilometer lange und 71 Meter breite Avenue bildet das Kernstück und Rückgrat des einzigartigen vom Osten zum Westen weisenden Axe historique, einer Sichtachse, die im Innenhof des Louvre beginnt, über den Tuileriengarten, die place de la Concorde und den Arc de Triomphe bis zur Grande Arche und darüber hinaus reicht. Hier befinden wir uns schon jenseits der westlichen Ausfallstraße, in dem weit außerhalb von Paris gelegenen Geschäfts- und Modeviertel La Défense. Als unter Ludwig XIV. von dem Hofgärtner André Le Nôtre die ersten Bäume der Champs-Elysées gepflanzt wurden, führte sie noch durch freie Felder. Die beliebte Promenade der Pariser war damals die Straßenkette der aneinandergereihten Boulevards, die selten mit ihren verschiedenen Namen, sondern schlicht Les Grands Boulevards genannt werden.

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