Sankt Petersburg  7 Politik
Sankt Petersburg ist Verwaltungssitz der Oblast Leningrad und des Föderationskreises Nordwestrussland. Innerhalb Russlands ist die Stadt jedoch –genauso wie auch Moskau –ein eigenständiges Verwaltungssubjekt. Die Spitze der Exekutive bildet der für vier Jahre direkt gewählte Gouverneur der Stadt. Die Legislative, die Duma, besteht aus 50 hauptamtlichen Mitgliedern, die ebenfalls für vier Jahre gewählt werden. Der Vorsitzende der Kammer ist protokollarisch mit dem Gouverneur gleichgestellt.
1996 war es Wladimir Jakowlew, der Anatoli Sobtschak ablöste. Jakowlew trat 2003 nicht mehr zur Neuwahl an. Sobtschak war ein strikter Reformer der nach-kommunistischen Ära, der aufgrund seines radikal marktwirtschaftlichen Kurses viele Animositäten in der Stadt erzeugte. Sobtschak verweigerte mehrmals die Entlassung Wladimir Putins aufgrund von Korruptionsvorwürfen, als dieser noch in der Stadtregierung arbeitete. Putin organisierte den erfolglosen 1996er-Wahlkampf von Sobtschak.
Jakowlew, ehemaliger Kollege von Putin unter Sobtschak und Putin in gegenseitiger Abneigung verbunden, präsentierte sich als ideologisch ungebundener Pragmatiker. Ob sich das langfristige Ziel der St. Petersburger Politik, eine „Freie und Hansestadt“ zu werden, angesichts des stets vorhandenen und unter Putin wieder forcierten Zentralismus Russlands verwirklichen lässt, ist allerdings zweifelhaft.
Derzeitige Amtsträgerin ist seit Oktober 2003 Walentina Matwijenko, die Wladimir Jakowlew nachfolgte. Matwijenko war die Favoritin der russischen Regierung. Während der hart umkämpften Wahl wurden mehrfach Vorwürfe laut, die russische Regierung würde direkt und indirekt in die Wahl eingreifen. Zum einen sei Matwijenko die einzige, die regelmäßig in den Medien und besonders im Fernsehen vorgestellt werde, zum anderen würden die anderen Kandidaten und ihre Helfer massiv durch die Polizei belästigt und behindert.
International und in Deutschland bekannt wurde die Stadt politisch unter anderem durch den Petersburger Dialog –die regelmäßigen deutsch-russischen Gespräche in der Stadt –und das Petersburger Komitee der Soldatenmütter, das regelmäßig gegen den Krieg in Tschetschenien und gegen die Dedowschtschina protestiert. Im Juli 2006 fand in St. Petersburg außerdem der jährliche G8-Gipfel statt (siehe G8-Gipfel in St. Petersburg 2006), da Russland 2006 turnusgemäß Vorsitz in der Gruppe der wichtigsten Industriestaaten übernommen hat.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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