Singapur  9 Gesellschaft
Laut dem statistischen Amt Singapurs von Juni 2005 beträgt die Gesamteinwohnerzahl 4,2 Millionen Menschen. Die korrekte Bezeichnung für Bürger des Staates Singapur lautet „Singapurer“ bzw. „Singapurerin“; das bisweilen verwendete „Singapuri“ gibt es nicht und beruht auf falscher Analogie zu anderen Wortbildungen. Die Bürger Singapurs gehören zu unterschiedlichen ethnischen Gruppen, die sich wie folgt zusammensetzen:
76,8 % Chinesen, 13,9 % Malayen, 7,9 % Inder und 1,4% Andere
Hinzu kommt eine große Zahl von Gastarbeitern und Ausländern, die sich Schätzungen zufolge auf mehr als 600.000 addiert. Genaue Zahlen werden von der Regierung unter Verschluss gehalten.
Es wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass alle ethnischen Gruppen in Harmonie zusammenleben. Dies wird teilweise staatlich festgelegt, wie z. B. im sozialen Wohnungsbau (HDB - Housing Development Board) durch sogenannte ethnische Gruppenquoten. So darf von einem Wohnungsblock nur ein bestimmter Prozentsatz an Chinesen, Malayen und Inder verkauft werden.
Trotz alledem gibt es Schwierigkeiten untereinander, da die Mehrzahl der Bewohner Chinesen sind und somit Hochchinesisch (Mandarin) als zweite Hauptsprache neben Englisch im Geschäftsleben gesprochen wird. Die offizielle Landessprache, Malayisch, fristet ein Schattendasein. Somit hat sich ein eigener Begriff in den Stellenanzeigen der staatlichen Zeitung etabliert: „bilingual“, was so viel wie zweisprachig heißt, aber eigentlich englisch- und hochchinesischsprechend bedeutet. Hierdurch haben andere ethnische Gruppen starke Nachteile bei der Suche nach einer neuen Stellung.
Durch ständige Neuzuwanderung aus Asien und damit meist aus Ländern der dritten Welt wächst Singapur beständig. Im gesamten öffentlichen Raum und insbesondere in den öffentlichen Verkehrsmitteln findet man Verhaltensparolen über Sauberkeit, Freundlichkeit und Verhalten. Dies ist für Touristen oder westliche Betrachter sehr oft amüsant, doch schnell vergisst man in diesem hochmodernen und organisierten asiatischen Stadtstaat, der dem Standard der ersten Welt folgt, dass sehr viele Bewohner zugewanderte Bürger der dritten Welt sind.
Die Frauen sehen sich oft als emanzipiert und unabhängig, trotzdem ist die Gesellschaft Singapurs weitgehend patriarchalisch geprägt. Ehen werden meist innerhalb der jeweiligen ethnischen Gruppe geschlossen, wobei arrangierte Hochzeiten nicht ungewöhnlich sind. Die Regierung fördert gezielt Eheschließungen unter Studenten.
Wie auch in anderen asiatischen Ländern spielt Höflichkeit in Singapur eine wichtige Rolle. Es gibt zum Beispiel die Regel, dass der Kontaktpartner nicht „sein Gesicht verlieren“ darf. Das bedeutet, dass man einen Gesprächspartner auf begangene Fehler nicht direkt anspricht, sondern diese beiseite schiebt und zu einem späteren Zeitpunkt anzusprechen versucht oder eine dritte Person einschaltet. Gerne werden Visitenkarten verteilt. Diese überreicht man dem Gesprächspartner mit beiden Händen. Generell ist das gesellschaftliche Leben stark durch das Gedankengut des Konfuzianismus geprägt.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
GNU-Lizenz für freie Dokumentation