Tientsin  6.1 Wirtschaft
Die Wirtschaft der Stadt basiert unter anderem auf der Herstellung von chemischen Produkten, elektronischen Geräten, Stahl und Textilien. Darüber hinaus sind auch Fahrzeug- und Maschinenbau sowie die Verarbeitung von Erdöl von Bedeutung. Tianjin ist Sitz zahlreicher ausländischer Handelsniederlassungen.
Der Hafen der Stadt ist der wichtigste Flusshafen am Hai He und einer der größten Außenhandelshäfen der Volksrepublik China. Seit 1984 entsteht in der Nähe von Tianjin die Sonderwirtschaftszone TEDA (Tianjin Economic and Technological Development Area), die ausländischen Investoren offen steht.
Das BIP lag im Jahre 2000 bei etwa 18.000 RMB pro Kopf, womit Tianjin unter die wohlhabendsten Regionen der Volksrepublik einzuordnen ist. Die Industrie beschäftigt etwa 41 Prozent der Arbeitskräfte Tianjins und erwirtschaftet die Hälfte des BIP. Die Industrieproduktion lag im Jahre 2000 etwas höher als jene von Guangzhou oder Shenzhen. Etwa zwei Drittel werden von der Schwerindustrie umgesetzt, wobei große Unternehmen dominieren, die Tendenz jedoch fallend ist.
Der Service-Sektor erwirtschaftete im Jahre 2000 etwa 45 Prozent des BIP und beschäftigte etwa 40 Prozent aller Arbeitnehmer, wobei die wichtigsten Branchen Verkehr, Transport, Lagerung und Telekommunikation waren. Der Tourismus spielt eine eher untergeordnete Rolle.
Etwa 20 Prozent der Bewohner des von Tianjin administrierten Gebietes sind in der Landwirtschaft beschäftigt, auch wenn diese weniger als fünf Prozent zum BIP beiträgt. Auf mehr als fünf Millionen Hektar werden Getreide und Gemüse angebaut, daneben Schweine (1,6 Millionen), Ziegen, Schafe und Rinder gehalten. Von den 250.000 Tonnen Fisch, die in Tianjin gefangen werden, stammt der größte Teil aus Zuchtanlagen.
Die Wirtschaft Tianjins weist ein stabiles hohes Wachstum auf, der Lebensstandard der Bevölkerung wächst schnell, wobei die Konsumausgaben der Haushalte zu konstanten Preisen jährlich steigen. Mittlerweile gibt es in der Stadt kaum noch Marktsegmente, welche man leicht liberalisieren könnte, um damit ein schnelles und vor allem großes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu erzeugen. Hinzu kommen einige wirtschaftliche Problemfelder, zu deren Lösung es schmerzhafter Einschnitte bedarf. Dazu gehören Staatsunternehmen, die nicht privatisiert wurden und die teils hohe Verluste machen.
Diesen Staatsunternehmen werden durch die Staatsbanken immer neue Kredite zur Verfügung gestellt, um sie am Leben zu halten. Dadurch haben die dominierenden staatlichen Banken hohe Summen an faulen Krediten angehäuft, wodurch das Bankensystem illiquid geworden ist. Sollten die Bankkunden plötzlich alle ihre Einlagen zurückverlangen, so könnten die Forderungen nicht bedient werden. Eine Reform des staatlichen Sektors wird aber nur sehr zögerlich angegangen, denn es ist zu befürchten, dass eine Schließung von unrentablen Staatsunternehmen zu einer stark steigenden Arbeitslosigkeit in der Stadt führen würde.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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