Tunis  4 Geschichte
Tunis ist eine der ältesten Städte am Mittelmeer. Die numidische Stadt Tunes existierte schon vor dem Eintreffen der ersten phönizischen Kolonisten im 9. Jahrhundert v. Chr. Jedoch stand Tunis in der Antike stets im Schatten des mächtigen Karthago.
Erst nach der arabischen Eroberung und der Zerstörung Karthagos Ende des 7. Jahrhunderts gelangte Tunis zu überregionaler Bedeutung. Unter der Herrschaft der Aghlabiden diente Tunis im 9. Jahrhundert kurzfristig als Residenz. Zu dieser Zeit entstand die Medina mit der Ez-Zitouna-Moschee.
Tunis wurde 1159 unter der Dynastie der Hafsiden die Hauptstadt Ifriqiyas und war ein führendes Handelszentrum mit Europa. 1270 scheiterte ein Eroberungsversuch des französischen Königs Ludwig IX. während des Siebten Kreuzzugs. Erstmals gelangte Tunis 1534 unter türkische Herrschaft. Nur ein Jahr später wurde es aber von Karl V. erobert und unterstand danach spanischem Protektorat, bis Tunis 1574 endgültig in die Hand der Türken fiel. Nach 1591 waren die türkischen Gouverneure (Beys) relativ unabhängig, und die Stadt wuchs als ein Zentrum von Piraten und Handel. Ab 1609 siedelten sich zahlreiche moslemische Flüchtlinge aus Andalusien, auch viele Juden, an und trugen zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung von Tunis bei.
Im April 1655 war der englische Admiral Robert Blake beauftragt worden, von den Staaten des Mittelmeers, die englische Schiffe angegriffen hatten, eine Entschädigung einzufordern. Nur der Bey von Tunis widersetzte sich, mit dem Resultat, dass Blakes Schiffe das Arsenal des Beys bei Porto Farina (Ghar el Melh) angriffen, wobei sie neun algerische Schiffe und zwei Küstenbatterien zerstörten. Es war das erste Mal in der Seekriegsführung, dass Küstenbatterien außer Gefecht gesetzt wurden, ohne Landungstruppen einzusetzen.
Nachdem ihnen von Otto von Bismarck während des Berliner Kongresses (1878) die Oberhoheit über Tunis zugesichert worden war, machten die Franzosen nach der Annektierung des Landes (1881) die Stadt zum Sitz ihrer Protektoratsverwaltung und nahmen zahlreiche städtebauliche Veränderungen vor. Zwischen der Altstadt und dem Meer entstand eine Neustadt im europäischen Stil und der Stadthafen wurde über einen Schifffahrtskanal durch den See von Tunis mit dem neu angelegten Hafen von La Goulette verbunden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Tunis von den Achsenmächten von November 1942 bis Mai 1943 gehalten und war deren letzte Basis in Afrika (Afrikakorps/Erwin Rommel).
Nach der Unabhängigkeit Tunesiens im Jahr 1956 wanderten die meisten Europäer (hauptsächlich Franzosen und Italiener) aus, die zuvor noch fast ein Viertel der Einwohnerschaft ausgemacht hatten. Zugleich führte die Landflucht zu einem großen Bevölkerungszuwachs und dem Bau von zahlreichen Neubaugebieten. Zwischen 1979 bis 1990 hatte die Arabische Liga ihr Hauptquartier in Tunis, ebenso wie die PLO von 1982 bis 1993. 1985 wurde das Hauptquartier der PLO im südlichen Strandbad Hammam Plage (auch: Hammam Schatt) durch die israelische Luftwaffe bombardiert, wobei über 60 Menschen ums Leben kamen.

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