Wien  6.8 Architektur
In Wien finden sich Bauwerke aller Stil-Epochen der Architektur, von der romanischen Ruprechtskirche über den gotischen Stephansdom, die barocke Karlskirche, die hochbarocke Jesuitenkirche und die Bauten des Klassizismus bis zur Moderne. Besonders hervorzuheben ist jedoch die Architektur der Gründerzeit, die die ehemalige Kaiserstadt Wien wie aus einem Guss erscheinen lässt. Genau diese ist es, die in ehemaligen Städten der Donaumonarchie, wie Budapest oder Prag oder Lemberg im ehemaligen Galizien, deren Zugehörigkeit zu Österreich-Ungarn architektonisch repräsentiert. Der Jugendstil hat ebenfalls seine Spuren in Wien hinterlassen: Die Secession, die Stadtbahnstation Karlsplatz und die Kirche am Steinhof von Otto Wagner zählen zu den weltweit bekanntesten Bauten dieser Epoche. 1910 entstand mit dem Kai-Palast auch das österreichweit erste Bürohochhaus in Stahlbetonbauweise.
Wien hat eine lange und große Tradition als Schauplatz und Ausbildungsort internationationaler Architektur, folgende Namen stammen von hier bzw. studierten hier: Adolf Loos, Josef Hoffmann, Otto Wagner, Joseph Maria Olbrich, Josef Plecnik, Richard Neutra, Rudolph Michael Schindler, Margarete Schütte-Lihotzky, Friedrich Kiesler, Josef Frank, Coop Himmelblau, Friedensreich Hundertwasser, Gustav Peichl, Günther Domenig, Hans Hollein.
Eine der beliebtesten Touristenattraktionen stellt das Hundertwasserhaus von Friedensreich Hundertwasser dar, das als Gegenmodell zur nüchternen modernen Architektur gedacht ist. Ebenfalls von Hundertwasser gestaltet wurde die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Ein weiteres Beispiel außergewöhnlicher Architektur ist die Wotrubakirche (Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit) des Bildhauers Fritz Wotruba. Auffällig im Stadtbild sind auch die Wiener Flaktürme und die Wiener Hochquellenwasserleitung.
Eine Reihe von Stadtteilen wurden seit den 90er Jahren neu erschlossen. Umfangreiche Bauvorhaben wurden rund um die Donau City (nördlich der Donau) und am Wienerberg (im Süden von Wien) umgesetzt. Der 202 m hohe Millennium Tower am Handelskai ist seit 1999 das bisher höchste in Wien gebaute Hochhaus und Zeichen einer architektonischen Wende in Wien hin zu mehr Selbstbewusstsein, aber auch Konformität. In den letzten Jahren werden vermehrt alte Gebäude mit moderner Architektur kombiniert, wie bei der Revitalisierung der Gasometer 2001, welche weltweites mediales Interesse auf sich zog. Der 2002 geschaffene Diva Award zeichnet jährlich mutige Immobilienprojekte aus, die das neue Selbstbewusstsein der Stadt demonstrieren.
Wien hat im Vergleich zu anderen Metropolen eine statistisch geringe Anzahl von Hochhäusern. Derzeit gibt es um die 100 Bauwerke über 40 Meter Höhe (Stand: Anfang 2006). Die Stadtverwaltung setzt hier mittlerweile auf Qualität vor Quantität, mit dem Ziel, die Naturräume Wiens und die als Weltkulturerbe anerkannten historischen städtebaulichen Elemente zu erhalten. An geplanten Hochhausprojekten, die in den 1950er-Jahren verwirklicht werden sollten, entzündeten sich wiederholt hitzige Diskussionen – zum Beispiel beim Bau des Gartenbauhochhauses, dessen Planung 1950 begann, aber erst 1963 fertiggestellt werden konnte.
Deshalb gelten in Wien sehr strenge Richtlinien für die Planung, Genehmigung und den Bau von Hochhäusern. Gemäß Stadtplanung sind weite Teile Wiens, insbesondere in den inneren Bezirken, Ausschlusszonen, in denen keine Hochhäuser errichtet werden dürfen.[6]
Nur rund 26 Prozent der Gesamtfläche Wiens kommen somit überhaupt für die Hochhausplanung infrage. Auch dort müssen die Bauwerke dem städtebaulichen Leitbild entsprechen, eine Reihe von Auflagen erfüllen und dürfen keine bedeutenden Sichtachsen beeinträchtigen. Deshalb entstehen neue Hochhäuser vorrangig in äußeren Bezirken, wo noch mehr Gestaltungsspielraum vorhanden ist und weniger städtebauliche Besonderheiten berücksichtigt werden müssen.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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