Afghanistan  5.1 Ethnien
Afghanistan ist ein Vielvölkerstaat und Minoritätenmosaik, wobei sich jedoch aus historischen Gründen die Paschtunen häufig als Staatsvolk fühlen. Das Land hatte 2004 etwa 28,5 Millionen Einwohner (es gab in Afghanistan nie eine Volkszählung, eine Einwohnerzahl von 25-30 Millionen gilt aber als sehr wahrscheinlich). Die Einteilung nach ethnischen Gesichtspunkten ist nicht immer eindeutig, so dass sprachliche, religiöse und auf äußeren Körpermerkmalen beruhende Kriterien sich überschneiden, wie etwa bei den „türkisch-mongolischen“ Hazara. Die folgenden Prozentangaben sind nur eine grobe Schätzung und geben nur die wahrscheinliche Bevölkerungsaufteilung wieder.
Paschtunen sind die Begründer und Namensgeber des Landes. Sie machen ca. 40 % der Bevölkerung aus.
Den Paschtunen zugeordnet sind unter anderem mehrere Nomadenstämme, allen voran die Kuchi mit rund 5 Millionen Vertretern. Diese wurden durch Artikel 14 der Afghanischen Verfassung besonders geschützt und mit Mitspracherechten ausgestattet.
Tadschiken sind persischer Abstammung und machen ca. 30 % der Bevölkerung aus.
Den Tadschiken zugeordnet sind unter anderem die Qizilbasch, die Nachkommen persisch-türkischer Soldaten aus der Zeit der Safawiden-Herrschaft, sowie die „Farsiwan“ im Westen des Landes.
Hazara, die immer wieder als Nachkommen der Armee Dschingis Khans bezeichnet werden, sind heute persischsprachig und stellen ca. 20 % der Bevölkerung. Ihre Abstammung ist wissenschaftlich nicht belegt und deshalb unter Historikern umstritten.
Usbeken, eines der vielen Turkvölker Zentralasiens, stellen ca. 5 % der Bevölkerung.
Daneben existieren noch mehrere kleinere Gruppen von unter anderem Aimaken, Turkmenen, Nuristani und Belutschen.
Nach 1992 haben ethnische Konflikte die Auseinandersetzungen zwischen den Mudschaheddin geprägt. Die traditionellen Herrscher Afghanistans waren die Paschtunen, sie waren auch bei den Taliban tonangebend. Der Sturz des Taliban-Regimes im Jahr 2001 gab einer Allianz aus Tadschiken, Hazara und Usbeken die Gelegenheit, ein Abkommen über die Aufteilung der Macht durchzusetzen. Die Paschtunen sehen sich seitdem Vergeltungsangriffen ausgesetzt. Unter den Taliban war es darüber hinaus zu Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten gekommen. Im zehn Jahre dauernden Konflikt nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen 1979 sowie im nach 1992 einsetzenden Bürgerkrieg gab es etwa zwei Millionen Tote und ebenso viele Versehrte. Weitere sechs Millionen mussten ins benachbarte Pakistan und den Iran fliehen. Viele kamen zwar zurück, doch durch die Kämpfe im Jahr 2001 entstand eine neue Flüchtlingswelle; Hunderttausende wurden innerhalb des Landes vertrieben. Unter dem islamistischen Taliban-Regime hatten die Frauen kaum Rechte. Die Übergangsregierung ließ Frauen wieder zum Berufsleben zu und erlaubte Mädchen den Schulbesuch. Gesellschaftliche Beschränkungen für Frauen bestehen aber weiterhin.
78 % der Bevölkerung leben auf dem Land und nur 22 % in den Städten.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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