Brasilien  6.4 Bildungswesen und Wissenschaft
Die Alphabetisierungsrate des Landes liegt 2003 bei 88,4 %, das Schulabgangsalter bei 16 Jahren. Die Schule zu besuchen, ist in Brasilien Pflicht. In die Bildung fließt ein ähnlich großer Teil des Bruttosozialprodukts wie in Europa; in absoluten Zahlen ist das brasilianische Bildungsbudget etwa so groß wie das deutsche (2004). In Brasilien teilt sich diese Summe jedoch auf eine mehr als doppelt so große und im Durchschnitt wesentlich jüngere Bevölkerung auf. Die staatlichen Schulen genießen einen schlechten Ruf. Deshalb schicken finanziell besser gestellte Eltern ihre Kinder auf private Schulen. Diese unterscheiden sich von der Höhe des Schulgeldes und der Qualität des Unterrichts erheblich.
In 150 Universitäten werden fast 2,8 Millionen Studenten unterrichtet. Etwas mehr als die Hälfte der Hochschulen sind staatlich. Sie sind für alle Menschen mit qualifizierendem Schulabschluss nach einer Aufnahmeprüfung frei zugänglich und gebührenfrei. Die privaten Hochschulen finanzieren sich über unterschiedlich hohe Studiengebühren. Entsprechend schwankt ihre Ausstattung und die Qualität der Lehre. An den staatlichen Hochschulen werden zweimal jährlich einheitliche und offizielle Aufnahmeprüfungen, sogenannte vestibulares, durchgeführt. Die Bewerberzahl übersteigt meist bei weitem die Anzahl der vorhandenen Studienplätze. Bewerber bereiten sich deshalb nach dem Abitur oft mit sogenannten cursinhos auf das vestibular vor, die von privaten Bildungseinrichtungen angeboten werden und dementsprechend kostenpflichtig sind. Wer im vestibular keinen Studienplatz erhält, hat die Möglichkeiten, bis zum nächsten Semester zu warten und das vestibular erneut zu absolvieren oder auf einer der privaten Hochschulen zu studieren.
Bekannt sind die brasilianischen Forschungen zur Nutzung regenerativer Energien, die zum Beispiel beim Bau des Wasserkraftwerks Itaipú (Vorbild des Dreischluchtendamms) Anwendung fanden. Auch der Motorenbau verdient Beachtung: Das erste Auto mit Alkoholmotor lief 1979 in Brasilien vom Band und der Ingenieur Vincente Camargo entwickelte im Jahr 2005 den ersten Alkoholmotor (Methanol) für Flugzeuge, welches von der Flugzeugbaufirma (Neiva-Embraer) als erstes erprobt wurde. Die Forschung in der Luftfahrt findet traditionelle besondere Beachtung in Brasilien. Alberto Santos-Dumont - nach dem der nationale Flughafen in Rio de Janeiro benannt ist - führte die weltberühmten Luftschiffflüge um den Eiffelturm durch. Er zeigte seine ersten Luftschiffe 1898 in Paris, benutzte dabei die ersten Sicherheitsgurte, erwähnte 1902 als Erster die Funktion eines Flughafens, demonstrierte bei einem Flug 1904 die erste Fliegeruhr, eröffnete 1905 das erste Luftfahrtmuseum in Paris, absolvierte 1906 die ersten beglaubigten und öffentlichen Motorflüge in Bagatelle und entwickelte das erste Motorflugzeug nach dem Modell Plano esporte 1909. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton bezeichnete ihn als „Vater der Luftfahrt“.
2004 wurden in Brasilien 21.742 Patente angemeldet, davon stammen 50 % von brasilianischen Personen bzw. Unternehmen.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
GNU-Lizenz für freie Dokumentation