Chile  5.8 Präsidentschaft Salvador Allendes
Die Kräfte der Linken bildeten 1969 die Unidad Popular (UP), ein Wahlbündnis, dem neben der Kommunistischen und der Sozialistischen Partei kleine humanistische, linkschristliche und marxistische Parteien angehörten. Die UP vertrat eine sozialistische Linie, warb für die Verstaatlichung der Industrie und die Enteignung der Großgrundbesitzer. Dieses Bündnis stellte 1970 als Präsidentschaftskandidaten Salvador Allende auf, der schon zum dritten Mal kandidierte.
Aus den Wahlen von 1970 ging das linke Wahlbündnis Unidad Popular mit 37 % der Stimmen als stärkste Kraft hervor und Salvador Allende wurde zum Präsidenten gewählt. Sein konservativer Gegner, Jorge Alessandri, kam auf 35,3 %, und der Christdemokrat Radomiro Tomic erzielte 28,1 %. Stichwahlen waren in der damaligen Verfassung nicht vorgesehen. Allende wurde im Parlament mit den Stimmen der Christdemokraten (um Tomic), unter der Voraussetzung er würde sich streng an die Verfassung und Rechtstaatlichkeit halten, als Präsident gewählt. Er verstaatlichte jedoch in der Folge die wichtigsten Wirtschaftszweige (Bankwesen, Landwirtschaft, Kupferminen, Industrie, Kommunikation) und geriet dadurch in wachsende Konflikte mit der Opposition. Zudem traf der Wahlsieg Allendes in den USA auf heftigen Widerstand.
Mit dem Sieg der „Volksfrontregierung“ unter marxistischen Einfluss in Chile war nach Kuba der zweite amerikanische Staat sozialistisch regiert. Dies schien die 1954 von US-Präsident Eisenhower postulierte Domino-Theorie zu bestätigen, wonach die Länder Südamerikas nach und nach wie Dominosteine dem Kommunismus unterliegen würden. US-Außenminister Henry Kissinger ließ, als der Sieg der linken Kräfte absehbar war, verlauten: „Ich sehe nicht ein, weshalb wir zulassen sollen, dass ein Land marxistisch wird, nur weil die Bevölkerung unzurechnungsfähig ist.“ Während (und auch schon vor) seinem Amtsantritt hatte Allende also mit Sanktionen und Gegenmaßnahmen der USA zu rechnen. So kam es bereits 1970 zu einem tödlichem Attentat auf General René Schneider, bei dem die CIA und Außenminister Kissinger massiv beteiligt waren.
Durch den Boykott der USA, der westeuropäischen Staaten und der internationalen Konzerne, der nicht aufgehenden Planwirtschaft Allendes und durch den immer größer werdenden Widerstand im Lande (teilweise wegen der schlechten Versorgungslage und der Konfrontationsstimmung) wurde das politische System soweit unterhöhlt, dass von Teilen des Militärs ein Putsch geplant wurde. (Siehe [1]). Ein erster Putsch des 2. Panzerregiments scheiterte im Juni 1973.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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