Finnland  4.4 Unabhängigkeit und Kriege
Nachdem die zaristische Macht infolge der russischen Februarrevolution zerbrochen war, erklärte das finnische Parlament das Land am 6. Dezember 1917 für unabhängig. Die Unabhängigkeit wurde im Januar 1918 zunächst durch das bolschewistische Russland und in der Folge durch zahlreiche andere Staaten anerkannt. Der Prozess der Ablösung von Russland wurde allerdings von schweren inneren Konflikten begleitet, die am 27. Januar 1918 in einem sozialistischen Umsturzversuch gipfelten. In einem dreimonatigen Bürgerkrieg behielten letztlich die bürgerlichen „Weißen“ die Oberhand.
Im Jahr 1919 bekam Finnland eine republikanische Verfassung. Mit Sowjetrussland wurde 1920 ein Friedens- und Grenzvertrag unterzeichnet, aufgrund dessen die Grenzen Finnlands mit dem früheren Großherzogtum übereinstimmten, Finnland aber zusätzlich das Gebiet Petsamo mit dessen Zugang zum Nordmeer zugestanden wurde. Im Verhältnis zu Schweden entstand Streit um die strategisch bedeutsamen Ålandinseln. Eine Entscheidung des Völkerbundes sprach die Inseln schließlich 1921 Finnland mit der Maßgabe zu, dass sie eine weitgehende Autonomie erhielten.
Im 1939 geschlossenen Hitler-Stalin-Pakt wurde Finnland der sowjetischen Interessensphäre zugewiesen. Der Angriff der Sowjetunion auf Finnland am 30. November 1939 bildete den Auftakt für den Winterkrieg. Trotz zahlreicher erfolgreicher Abwehrschlachten stand die Verteidigung im März vor dem Zusammenbruch, als der Krieg am 13. März 1940 durch den Friedensvertrag von Moskau beendet wurde. Finnland musste große Teile Kareliens und andere Gebiete an die Sowjetunion abtreten.
Als Hitler im Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, trat Finnland in Kooperation mit Deutschland in den Krieg ein, der in Finnland als Fortsetzungskrieg bezeichnet wird. Die finnische Armee eroberte nicht nur die verlorenen Gebiete zurück, sondern drang auch tief in das zur Sowjetunion gehörige Gebiet Ostkareliens ein mit dem Ziel, die von vielen Finnen als Volksgenossen angesehenen nah verwandten Volksgruppen in einem Großfinnland zusammenzuführen. 1944 war Finnland jedoch zum Rückzug aus den besetzten Gebieten gezwungen und sah sich erneut der drohenden sowjetischen Besetzung gegenüber. Am 19. September 1944 schloss Finnland mit der Sowjetunion einen Separatfrieden, der den Fortsetzungskrieg beendete. Die Gebietsverluste des Winterkrieges wurden bestätigt, zudem musste Petsamo abgetreten werden.
Der Separatfrieden verpflichtete Finnland, die deutschen Truppen aus dem Land zu vertreiben, und so schloss sich der finnisch-deutsche Lapplandkrieg an, in dessen Verlauf die sich zurückziehenden deutschen Truppen große Teile Lapplands völlig zerstörten. Der Krieg endete am 27. April 1945 mit dem Abzug der letzten deutschen Soldaten aus Kilpisjärvi. Der Kriegszustand mit den Alliierten wurde endgültig beendet durch den Pariser Friedensvertrag von 1947.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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