Finnland  6.2 Parteien
Die finnische Parteienlandschaft wird von drei großen, ungefähr gleich starken Parteien angeführt. Es ist üblich, dass zwei dieser Parteien, ergänzt durch eine oder mehrere der kleineren Parteien, Koalitionsregierungen mit breiter parlamentarischer Mehrheit bilden.
Derzeit stärkste Kraft im Parlament ist die Zentrumspartei (Suomen Keskusta). Sie wurde 1906 unter dem Namen Landbund (Maalaisliitto) als Interessenvertretung der republikanisch denkenden selbständigen Bauern gegründet. Die Partei wurde 1965 umbenannt, hat aber bis heute den Schwerpunkt ihrer Unterstützung in der Landbevölkerung außerhalb der Städte. Die Zentrumspartei war in der Nachkriegszeit die prägende Partei Finnlands, insbesondere durch den langjährigen Präsidenten Urho Kekkonen.
Die Nationale Sammlungspartei (Kansallinen Kokoomus), die zweite große bürgerliche Partei, hat ihren Schwerpunkt im Gegensatz zur Zentrumspartei in den Ballungszentren. Die 1918 von Monarchisten gegründete Partei steht heute für eine Betonung der bürgerlichen Freiheiten und eine liberale Wirtschaftspolitik. Während die Partei in der Nachkriegszeit keine zentrale Rolle spielte, war sie seit 1987 mit vierjähriger Unterbrechung an allen Regierungen beteiligt.
Die Sozialdemokratische Partei Finnlands (Suomen Sosialidemokraattinen Puolue) wurde 1899 als Arbeiterpartei Finnlands gegründet und nahm 1903 ein marxistisches Parteiprogramm an. Die Geschehnisse des Bürgerkriegs 1918 führten zur Abspaltung der Kommunisten von der Partei, die in der Folge als demokratische Kraft die Zusammenarbeit mit der politischen Mitte suchte. Nach den Kriegen haben die Sozialdemokraten zahlreiche Ministerpräsidenten gestellt, zuletzt Paavo Lipponen 1995 bis 2003.
Die kleineren Parteien werden angeführt vom Linksbündnis (Vasemmistoliitto), das 1990 aus einem Zusammenschluss verschiedener linksgerichteter oder kommunistischer Gruppierungen hervorgegangen ist. Ähnlich stark wie das Linksbündnis ist der 1988 gegründete Grüne Bund, der wie die anderen europäischen grünen Parteien aus der Umweltbewegung hervorgegangen ist. Beide Parteien waren 1995 bis 2003 in der Regenbogenkoalition Paavo Lipponens vertreten. Weitere derzeit im Parlament vertretene Parteien sind die Christdemokraten (Suomen Kristillisdemokraatit), eine betont religiös ausgerichtete Kleinpartei, sowie die rechtspopulistischen Wahren Finnen (Perussuomalaiset).
Eine Sonderstellung nimmt die Schwedische Volkspartei (Svenska folkpartiet) ein, die sich als Interessenvertretung der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland auffasst. Seit 1930 ist die Partei, die heute die Unterstützung von rund 5 % der Wähler genießt, mit vereinzelten kurzzeitigen Ausnahmen an allen Regierungskoalitionen beteiligt gewesen. Die autonome Provinz Åland hat eine eigenständige Parteienlandschaft und wählt einen Parlamentsabgeordneten, der sich unabhängig von seiner Parteizugehörigkeit der „Schwedische Fraktion“ genannten Parlamentsfraktion der Schwedischen Volkspartei anschließt.
Insgesamt enthielt das finnische Parteienregister vor der letzten Wahl 19 Parteien.[38] Für die Registrierung einer neuen politischen Partei muss diese Unterstützungserklärungen von 5000 Wahlberechtigten beibringen. Wenn eine Gruppierung in zwei aufeinanderfolgenden Parlamentswahlen keine Sitze errungen hat, wird sie wird wieder aus dem Parteienregister gelöscht und muss eine erneute Registrierung betreiben, wenn sie erneut antreten möchte.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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