Finnland  8.1 Wirtschaftliche Entwicklung
Finnland ist heute eines der wohlhabenderen Länder innerhalb der EU. Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht das Land einen Index von 111 (EU-25:100) (2005).[50] Die finnische Außenhandelsbilanz weist einen leichten Überschuss auf. Nach vorläufigen Zahlen betrug der Export 2006 61,40 Mrd. €, der Import im gleichen Jahr 55,89 Mrd. €. Die wichtigsten Handelspartner sind Deutschland mit einem Handelsanteil von 11,3 %, Schweden mit 10,5 % und Russland mit 10,1 %. Großbritannien und die Vereinigten Staaten folgen mit jeweils 6,5 %.[51]
Bis weit ins 20. Jahrhundert zählte Finnland zu den ärmsten Ländern Europas. Auch wenn bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Industriebetriebe (v.a. Papiermühlen, Baumwollspinnereien, Eisenhütten) entstanden, war das Leben der meisten Finnen bis nach dem Zweiten Weltkrieg von der Landwirtschaft geprägt. Erst ab ca. 1950 wurde die Industrialisierung in erheblichen Umfang vorangetrieben. Nicht zuletzt, um die umfangreichen Reparationsforderungen der UdSSR zu bewältigen. War bis dahin Holz mehr oder weniger der einzige Exportartikel, entwickelte sich innerhalb von 20 Jahren eine diversifizierte Wirtschaft mit einer leistungsfähigen Elektroindustrie (Nokia), Petrochemie (Neste Oil) und Maschinen- und Fahrzeugbau (Valmet). Ein weiterer wichtiger Bereich wurde der Schiffbau. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von 1950 bis 1974 jährlich um rund 5 %. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre erfolgte ein Einbruch. In den 1980ern stieg das Wachstum dann wieder auf rund 6 % jährlich.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1991 kam es zu einer großen Wirtschaftskrise. Zwischen 1990 und 1993 sank das Bruttosozialprodukt um 13%; die Arbeitslosenquote stieg von 3,4 im Jahre 1990 auf 18,4% im Jahre 1994.
Die Trendwende wurde durch einschneidende Maßnahmen erreicht. 1991 und 1992 wurde die Finnmark um rund 13 % abgewertet, wodurch der Export wieder deutlich zunahm. Eine strenge Sparpolitik beschränkte die Ausgaben des öffentlichen Sektors. Zahlreiche Staatsunternehmen, darunter das staatliche Telekommunikationsunternehmen, die Eisenbahn, Chemie-, Stahl- und Energiekonzerne, wurden für 20 Mrd. Finnmark privatisiert. 1996 erreichte man so einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Die Neuausrichtung der Wirtschaftsstruktur sorgte bis zum Jahr 2001 für eine Halbierung der Arbeitslosenquote auf 9,2%. In den Jahren 2003 und 2004 betrug sie 9,0% und 8,9%. Für das Jahr 2005 erwartet das Statistische Zentralamt in Finnland eine Arbeitslosenquote in Höhe von 8,6%. Erfolgreich war Finnland in den letzten Jahren bei der Einbindung älterer Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt. Mitte der 1990er Jahre waren 20 Prozent der 55 bis 59-jährigen arbeitslos. Unter anderem durch das Programm Älter werdende Arbeitnehmer konnte diese auf 7,3 Prozent gesenkt werden.[52]

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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