Finnland  9.2 Architektur
Die ältesten erhaltenen Bauwerke Finnlands sind mittelalterliche Steinkirchen und -burgen. Die älteste Burg Finnlands ist die auf das späte 13. Jahrhundert zurückgehende Burg Turku. Weitere nennenswerte Burgen finden sich in Hämeenlinna (Burg Häme) und Savonlinna (Olafsburg). Die 73 erhaltenen Kirchenbauten aus dem späten Mittelalter sind dem Stil der Gotik zuzurechnen. Sie fast ausnahmslos aus Feldstein gebauten Kirchen sind meist eher klein und turmlos, sie weisen spitze Satteldächer und schlichte Backsteinornamentik auf. Einzig der Dom zu Turku erreicht die Proportionen mitteleuropäischer Kathedralen.
Im 17. und 18. Jahrhundert ging man in der Kirchenbaukunst zur Holzbauweise über. Als typisches Beispiel dieser Architekturtradition wurde die Alte Kirche von Petäjävesi (1765) in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Das größte und besterhaltene Holzhausviertel Finnlands findet sich in der Altstadt von Rauma, die mittlerweile ebenfalls zum Weltkulturerbe gehört.
Nachdem Finnland unter russische Herrschaft gekommen war, verlagerte man 1812 die Hauptstadt des neugeschaffenen Großfürstentums Finnland nach Helsinki. Die bisher unbedeutende Stadt wurde unter der Ägide des deutschen Architekten Carl Ludwig Engel zu einer repräsentativen Hauptstadt im klassizistischen Empirestil ausgebaut. Insbesondere das Ensemble um den Senatsplatz mit dem Dom Helsinki ist hervorzuheben. Auch in anderen Städten des Landes entstanden klassizistische Bauten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen in der finnischen Architektur zwischenzeitlich Neogotik und Neorenaissance auf. Nachhaltigeren Einfluss hatte indessen die Nationalromantik der Zeit um die Jahrhundertwende. Dieser vom Jugendstil beeinflusste Baustil schöpfte seine Inspiration vor allem aus dem finnischen Nationalepos Kalevala. Beispiele für die nationalromantische Architektur in Finnland sind die Wohnbauten der Helsinkier Stadtteile Katajanokka und Eira oder der von Eliel Saarinen entworfene Hauptbahnhof Helsinki (1919). Als Gegenrichtung zum Jugendstil ist der sogenannte Nordische Klassizismus für die Architektur nach der finnischen Unabhängigkeit kennzeichnend. In den 1920er Jahren entstanden zahlreiche neuklassizistische Bauten, ihren Abschluss fand diese Stilepoche 1931 mit dem monumentalen Parlamentsgebäude in Helsinki. In den 1930er Jahren setzte sich dann der nüchterne Funktionalismus durch, dessen bekanntester Vertreter Alvar Aalto ist.

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