Finnland  9.5 Film
In Finnland werden jährlich durchschnittlich ein Dutzend Filme produziert. Ihr Anteil an den Zuschauerzahlen liegt im Schnitt bei 14 %[66]. Aufgrund des bei einer Bevölkerungszahl von 5 Millionen kleinen Marktes sind fast alle inländischen Produktionen auf staatliche Filmförderung angewiesen. Diese werden von der dem Bildungsministerium unterstellten Finnischen Filmstiftung (Suomen Elokuvasäätiö) gewährt. Die Stiftung wird größtenteils durch staatliche Sportwetten- und Spielautomaten-Einnahmen finanziert und verteilt Fördermittel von insgesamt 13 Millionen € im Jahr[67] in erster Line für die Produktion, aber auch für den Vertrieb finnischer Filme im Ausland.
Der erste in Finnland gedrehte Film war ein kurzer Dokumentarfilm über eine karelische Hochzeit aus dem Jahr 1904, der erste Spielfilm folgte 1907. Als einflussreichster Regisseur und Produzent der Stummfilmära gilt Erkki Karu (1887-1935), dessen Werk wie die meisten Filme jener Zeit eine national gesinnte Linie vertritt. Seine Glanzzeit erlebte der finnische Film zwischen der Einführung des Tonfilms in den 30er Jahren und dem Beginn des Siegeszugs des Fernsehens in den 50er Jahren. Damals wurde jeder finnische Film von durchschnittlich 400.000 Zuschauern gesehen, also über einem Zehntel der Bevölkerung. Als Reaktion auf die zurückgehenden Zuschauerzahlen wurde Ende der 50er Jahre die Filmstiftung gegründet.
Anfang der 80er Jahre trat eine neue Generation von Filmemachern in den Vordergrund, deren bekannteste Vertreter die Brüder Aki und Mika Kaurismäki sind. Vor allem Aki Kaurismäki avancierte international zu einem Kultregisseur. Sein Film Leningrad Cowboys Go America (1989) ist einer der international meistbeachteten Filme aus finnischer Produktion, Der Mann ohne Vergangenheit (2002) gewann sogar in Cannes den Großen Preis der Jury und war für den Oscar als bester ausländischer Film nominiert. International ausgezeichnete finnische Schauspieler sind Matti Pellonpää (1951-1995) und Kati Outinen, die beide zur konstanten Besetzung in Kaurismäkis Filmen gehören. Anfang der 90er Jahre konnte sich mit Renny Harlin erstmals ein finnischer Regisseur in Hollywood durchsetzen.
Der erfolgreichste Film in Finnland überhaupt war die Verfilmung des Väinö-Linna-Romans Tuntematon sotilas (deutscher Titel Kreuze in Karelien) von Edvin Laine aus dem Jahr 1955 mit insgesamt 2,8 Millionen Zuschauern. Der meistgesehene Film des 21. Jahrhunderts ist Aleksi Mäkeläs Pahat pojat von 2002 mit 614.628 Zuschauern[68].
In Finnland wird alljährlich ein nationaler Filmpreis vergeben: Seit 1944 werden die besten finnischen Kinoproduktionen und Filmschaffenden mit dem Preis der finnischen Filmakademie (Filmiaura) ausgezeichnet, dem Jussi. Zudem finden zwei international bekannte Filmfestivals statt. Seit 1970 wird in Tampere das Tampere International Short Film Festival, ein vom internationalen Filmproduzentenverband FIAPF akkreditiertes Kurzfilmfestival, veranstaltet. Das Midnight Sun Film Festival gehört zu den exotischeren Filmfestivals, findet es doch in Sodankylä statt, 120 Kilometer nördlich des Polarkreises. Es wurde 1986 von den Kaurismäki-Brüdern als eine Art Gegenveranstaltung zu glamourösen Filmfestspielen wie in Cannes ins Leben gerufen.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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