Honduras  7 Wirtschaft
Für viele ist Honduras noch immer die sprichwörtliche „Bananenrepublik“. Dieses Brandzeichen war einmal zutreffend, ist aber heute ebenso irreführend wie seine Zweiteilung in die „Bananenenklave“ und den „Rest des Landes“. Drei US-amerikanische Konzerne, die United Fruit Company, die Standard Fruit Company und die Cuyamel Fruit Company, hatten sich um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert mit Hilfe großzügiger Konzessionen riesige Flächen im karibischen Tiefland angeeignet. Sie bauten Straßen, Eisenbahnen und Siedlungen für ihre Arbeiter; sie wurden die größten Arbeitgeber im Land; sie zahlten nur geringe Steuern, obwohl ihre Gewinne viele Jahre den Staatshaushalt überstiegen; sie machten die „Enklave“ zum weltgrößten Exporteur von Bananen; sie korrumpierten die Politiker und versorgten willfährige Diktatoren mit Geld und Waffen. Als diese in den Jahren 1911, 1913 und 1924/1925 dennoch mit Streiks und Unruhen nicht fertig wurden, schickte Washington Interventionstruppen. Während der Weltwirtschaftskrise kaufte die United Fruit Company den Cuyamel-Konkurrenten auf und wurde zum „Staat im Staate“. Der von 1933 bis 1948 regierende Diktator T. Carías Andino leistete ihr durch die Unterdrückung von Gewerkschaften und Streiks Schützenhilfe. Nach dem großen Streik von 1954 verkleinerten die beiden Konzerne schrittweise ihre Plantagen und halbierten die Zahl der Arbeiter. Allmählich nahm der Staat stärkeren Einfluss auf die Produktion und Vermarktung der Bananen. Gleichzeitig holte der „Rest des Landes“ auf. Der Anteil der Bananen am Gesamtexport fiel von rund 50 % in den 1960er Jahren auf ein Drittel in den 1990er Jahren zurück. Vor allem die Anteile von Kaffee und Fleisch erhöhten sich.
Honduras gehört zu den ärmsten Ländern Mittelamerikas; es ist das Armenhaus Mittelamerikas. Der größte Teil der Bevölkerung (80 Prozent) lebt an oder unter der absoluten Armutsgrenze. Eine hohe Arbeitslosenrate und eine extrem hohe Auslandsverschuldung kennzeichnen die wirtschaftliche Situation. Honduras zählt zu den ärmsten Ländern Mittelamerikas und profitiert von dem 2005 beschlossenen internationalen Schuldenerlass.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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