Irak  4.3 Neuzeit
Der Irak ist für das Osmanische Reich vor allem als Verbindung zum Persischen Golf und als Verteidigungsbarriere gegenüber dem Iran (Persien) bedeutend; an wirtschaftlicher Entwicklung hingegen sind die Osmanen kaum interessiert. So beschränkt sich ihre Administration vor allem in den ersten Jahrhunderten weitgehend auf das Eintreiben von Steuern und der (Zwangs-)Rekrutierung von Soldaten. Der Irak ist eine vergleichsweise unbedeutende Provinz des Osmanischen Reiches, regiert von unmotivierten Beamten (teilweise regieren sich Bagdad, Mossul und Basra faktisch selbst).
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es administrative Reformen, doch die ersten wichtigen Veränderungen kamen mit Midhat Pascha (Gouverneur in Bagdad zwischen 1869 und 1872). Die ersten Krankenhäuser wurden gebaut, erste Zeitungen erschienen, Manufakturen nahmen ihren Betrieb auf. Doch er regierte zu kurz, um dem Irak einen längerfristigen Aufschwung zu bescheren. In diese Zeit fallen auch die ersten Belege für das Interesse der Briten am Irak. 1860 erwarb die britische Lynch-Company das Monopol für die Schifffahrt am Tigris. Der Irak blieb bis zum 1. Weltkrieg ein unbedeutender Nebenschauplatz, seine geostrategische Position an den Schnittrouten zwischen Europa, Britisch-Indien, Zentralasien, dem Kaukasus und Südarabien sollte ihn aber vom Ersten Weltkrieg an zum Gegenstand von weltpolitischen Interessen machen.

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