Irak  4.4 20. Jahrhundert
Während des 1. Weltkrieges (am 6. November 1914, einen Tag nach der Kriegserklärung an das osmanische Reich) marschierten britische Truppen und arabische Aufständische gemeinsam ein und besetzten 1917 Bagdad. Eigentliches unmittelbares Ziel war nur die Region um Basra gewesen, denn die Royal Navy war auf Öllieferungen aus dem benachbarten Iran angewiesen. 1920 löste Großbritannien aus dem ehemaligen osmanischen Reich die Provinzen Bagdad, Mossul und Basra heraus und verschmolz sie zum heutigen Irak. Die Provinz Mossul war dabei zunächst nicht mit eingeplant worden, da sie in französischem Einflussgebiet lag; nach dem Ausfall Russlands betreffend das Sykes-Picot-Abkommen und aufgrund von strategischen Überlegungen wurde sie jedoch ebenfalls eingegliedert, indem man der Türkei und Frankreich jeweils 20 % der zu erwartenden Gewinne aus der Erdölförderung in dieser Region versprach. Bei der Festlegung der heutigen Grenzen war Gertrude Bell als Beraterin des Kolonialministers Winston Churchill wesentlich beteiligt. Der Völkerbund sanktionierte diese Maßnahme und übertrug Großbritannien das Mandat über den Irak. Da Großbritannien den Arabern ein souveränes Großarabien versprochen hatte, falls sie sich gegen das osmanische Reich erheben würden, akzeptierten sie den Status als britisches Mandatsgebiet nicht und begannen 1920 einen Aufstand gegen die britische Krone. Der Aufstand hatte aber auch einen sozialen Hintergrund. Um das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, verfuhren die Briten wie an ihrer indischen Nordwestgrenze: Sie machten lokale Autoritäten aus, denen sie eine Reihe von Privilegien gaben (z. B. Steuerfreiheit) und denen auch das früher kommunale Land übertragen wurde, so dass viele Bauern verarmten. Bei der drei Monate dauernden Revolte starben nach britischen Schätzungen 8.450 Iraker und 1.654 britische Soldaten. Der hohe Blutzoll und die Kosten, die zur Niederwerfung des Aufstandes benötigt wurden (insgesamt das Sechsfache der gesamten Kosten der britischen Militärkampagne im Nahen Osten), erschreckten die britische Regierung. Um die Kosten für die britische Präsenz zu senken und gleichzeitig die Araber von neuem Aufruhr abzubringen, setzte die britische Regierung einen arabischen König ein.
Am 23. August 1921 wurde Faisal, Sohn des Scherifen Hussein von Mekka, zum König proklamiert. Die Aufnahme des Irak in den Völkerbund erfolgte am 3. Oktober 1932. Die Rechte am Erdöl des Landes teilten Großbritannien, die Niederlande, Frankreich und die USA (je 23,75 %) unter sich auf; 5 % gingen an ein privates Unternehmen. An die irakische Regierung zahlten sie Abgaben, die jedoch nur einen geringen Prozentsatz der Gewinne ausmachten.
Dieser Zustand dauerte bis 1958. Unter General Abdel Karim Qasim schlossen sich die so genannten „Freien Offiziere“ zusammen, um die britische Kontrolle abzuschütteln. Sie stürzten am 14. Juli 1958 mit Hilfe des Volkes die pro-britische Monarchie (Faisal II. 1935–1958). Die Republik Irak wurde proklamiert. Es strömten hunderttausende Iraker auf die Straßen, um ath-Thawra (die Revolution) zu feiern. Mit Ausrufung der Republik wurden neue politische Verhältnisse geschaffen. Die Monarchie wurde abgeschafft und der Irak trat aus dem mit Türkei, Pakistan und Iran geschlossenen CENTO (Bagdad)-Pakt aus. Innenpolitisch wurde eine Bodenreform durchgeführt und der Irak trat aus dem britischen Sterling-Währungssystem aus. Die ausländischen Ölgesellschaften wurden verstaatlicht und es wurden wirtschaftliche und politische Beziehungen zu den sozialistischen Ländern eingeleitet. Ein Erlass ermöglichte es, dass politische Parteien und berufliche Organisationen gebildet werden konnten. Die Pressefreiheit wurde eingeführt. Ein historischer Schritt war aber der Artikel 3 der provisorischen Verfassung: „Araber und Kurden sind Partner im Irak“. Die Kurden wurden erstmalig ausdrücklich anerkannt. Die demokratischen Prozesse dauerten jedoch nur kurze Zeit an. Bald wurden Zeitungen verboten. Die Entwicklung der neuen Republik Irak wirkte den grundsätzlichen Interessen des Westens entgegen. Die Briten und die USA übten Druck von außen aus. Innenpolitisch wurde Druck von rechtsorientierten, panarabistischen Parteien und Nationalisten ausgeübt. Dazu gehörte auch die Baʿth-Partei.
Die damals kleine irakische Baʿth-Partei putschte mit Hilfe von Verschwörern in der irakischen Armee am 8. Februar 1963 gegen Qasim. Qasim wurde erschossen. Durch die Ramadan-Revolte geschwächt, wurde die Baʿth Partei wenige Monate nach dem Putsch von 1963 durch den Präsidenten Abd as-Sallam Arif gestürzt. Unter seinem Bruder Abd ar-Rahman brach der Irak 1967 die diplomatischen Beziehungen zur USA ab. Nach einem zweiten Putsch am 17. Juli 1968 eroberte die Baa´th Partei wieder die Macht, Ahmad Hasan al-Bakr wurde Staatspräsident und Vorsitzender des Revolutionären Kommandorates (RKR), Saddam Hussein Vizepräsident und Stellvertretender Vorsitzender des RKR.
Im Frühjahr 1969 brachen erneut Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den seit 1961 gegen die Zentralregierung kämpfenden Kurden aus. Zwar unterzeichneten Saddam Hussein und der Kurdenführer Molla Mustafa Barzani im März 1970 einen Friedensvertrag, der den Kurden politische Autonomie gewährleistete. Die Kämpfe dauerten allerdings bis April 1975 (als der Irak mit dem Nachbarland Iran das Abkommen von Algier über die Neuregelung der Grenze am Schatt al-Arab unterzeichnete und der Iran daraufhin seine Hilfe für die Kurden beendete, was zur Kapitulation der Kurden führte) an.
1972 wurden die ausländischen Ölfirmen verstaatlicht.

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