Island  2.4 Fauna
Säugetiere
Der Polarfuchs ist das einzige Landsäugetier Islands, das schon vor der Ankunft des Menschen hier lebte. Der aus Pelztierfarmen entwichene Mink besitzt auf Island keine natürlichen Feinde und stellt durch sein ausgeprägtes Jagdfieber eine Gefahr für die Vogelwelt dar. An den Küsten, insbesondere im Norden der Insel, kann man Seehunde beobachten. Aber auch Mäuse und Ratten wurden auf Schiffen eingeschleppt.
1771 wurden 13 Rentiere aus Norwegen eingeführt, die sich vermehren sollten, um vom Menschen gejagt werden zu können und dann aus der Haltung Gewinne zu erwirtschaften. Heute leben etwa 3000 Tiere dieser Art im östlichen Hochland der Insel. Sie haben jedoch nie die gewünschte wirtschaftliche Bedeutung erlangt und leben heute wild.
Schafe, wie auch alle anderen Nutztiere, wurden von den nordischen Siedlern bei der Landnahme eingeführt. Die Rodung der ursprünglichen Birkenwälder und anschließende extensive Beweidung, aber auch Klimaveränderungen, haben das Landschaftsbild Islands nachhaltig verändert. Dabei werden die gut markierten Schafe bis heute den kurzen Sommer über in Freiheit entlassen und können sich innerhalb definierter Landwirtschaftsbezirke frei bewegen, sollten sie dennoch die entsprechenden Zäune oder erfahrungsgemäß unüberwindlichen Naturgrenzen (Flüsse, Wüsten, Berge) passieren, müssen sie zur Verhinderung möglicher Epidemien sofort getötet werden. Erst im Herbst werden sie beim Viehabtrieb (Réttir) wieder eingefangen. Die Schafhaltung ist quotiert, um Überweidung zu verhindern. Anfang des 20. Jahrhunderts versuchte man auch, den Moschusochsen anzusiedeln – jedoch ohne Erfolg.
Ein besonderes Nutztier ist das Islandpferd. Es beherrscht als eine von wenigen Pferderassen den Tölt, eine schnelle, trittsichere und bequem zu sitzende Gangart, bei der das Pferd immer ein Bein am Boden hat, da es keine Sprungphase gibt. Eine fünfte Gangart, die vor allem bei Zuchtrennen als Königsdisziplin besonderes Interesse genießt, ist der Passgang oder auch einfach Pass beziehungsweise Rennpass genannt. Islandpferde, wie alle lebenden Nutztiere, dürfen ausgeführt, aber nicht wieder eingeführt werden. Man will dadurch das Einschleppen von Krankheiten verhindern. Vor allem will man aber verhindern, dass nicht reinrassige Islandpferde fremdes Erbgut mitbringen (z.B. tragende Stuten) und so die Ursprünglichkeit der Rasse gefährden würden.
Vogelwelt
Island ist berühmt für seine Vogelwelt, besonders die zahlreichen Vogelfelsen sind ein Magnet für Vogelbeobachter aus aller Welt. Unter den Vögeln verdient der Papageitaucher besondere Erwähnung, der als inoffizielles Wappentier der Insel gilt. An den Vogelfelsen sind unter anderem Trottellummen, Dickschnabellummen, Eissturmvogel, Gryllteisten und auch der Basstölpel anzutreffen. Im Landesinneren trifft man auf den Goldregenpfeifer, das Odinshühnchen, das Thorshühnchen, und auch der Sterntaucher ist an Gletscherseen zu beobachten. Auf den Sandern kann man häufig Skuas und Küstenseeschwalben beobachten, vor deren Angriffen man sich in Acht nehmen muss. Der See Mývatn ist ein Ort ungewöhnlichen Artenreichtums an Wasservögeln, zum Beispiel Bergente und Spatelente.
Meer und Binnengewässer
Die Gewässer um Island sind besonders fischreich, da der warme Irmingerstrom (Golfstrom) und der kalte Ostgrönlandstrom vor der Küste aufeinandertreffen. Zudem ist das Wasser kaum mit Giftstoffen belastet. Pflanzen wachsen bis zu einer Tiefe von 40 m, und in den Gewässern um Island leben rund 270 Fischarten.
In den isländischen Gewässern leben auch zahlreiche Walarten, wie zum Beispiel Nördlicher Zwergwal (Balaenoptera acutorostrata), Blauwal (Balaenoptera musculus), Finnwal (Balaenoptera physalus), Seiwal (Balaenoptera borealis), Buckelwal (Megaptera novaeangliae), Schweinswal (Phocoena phocoena), Weißschnauzendelfin (Lagenorhynchus albirostris), Weißseitendelfin (Lagenorhynchus acutus), Grindwal (Globicephala melas), Schwertwal (Orcinus orca), Nördlicher Entenwal (Hyperoodon ampullatus) und der Pottwal (Physeter macrocephalus). Aktuellen Bestandszählungen zufolge gibt es in den Gewässern um Island derzeit circa 50.000 Zwergwale und 17.000 Finnwale. Die Gesamtzahl der Wale wird auf rund 230.000 geschätzt.
Island hat 2003, nach knapp 20 Jahren erzwungener Pause und trotz internationaler Proteste wieder ein als wissenschaftlich eingestuftes Walfangprogramm aufgenommen, das über den Zeitraum von drei Jahren bis zu 250 Zwergwale und etwa 40 Finnwale umfassen sollte. In Island selbst wird über die Einstellung des Walfangs diskutiert, da die Anbieter von Walbeobachtungstouren einen Einbruch der Besucherzahlen befürchten, was aber nach Umfragen unter Touristen vor Ort kaum oder nicht zu befürchten ist. Die überwiegende Meinung der Bevölkerung ist dem Walfang gegenüber wohlgesinnt, wenn auch das Interesse an Walfleisch trotz intensiver Vermarktung stark nachgelassen hat. Letztendlich muss die Auseinandersetzung um den Walfang, allen Argumenten zum Trotz, jedoch unter dem Aspekt gesehen werden, dass man sich als kleine Nation als von den großen Nationen und internationalen Organisationen bevormundet empfindet. Der Walfang ist damit auch als Instrument zur Demonstration der Selbstbestimmung zu verstehen.
2006 hat Island dann beschlossen, zusätzlich zum wissenschaftlich eingestuften, auch den kommerziellen Walfang wieder zuzulassen. 30 Zwergwale und neun Finnwale, die zu den bedrohten Arten zählen, dürfen vor den Küsten getötet werden - allen weltweiten Protesten zum Trotz. Inzwischen wurden die ersten Wale erlegt - am 22. Oktober 2006 wurde der erste getötete Finnwal an Land geschleppt.
In Islands Gewässern ist die Vielfalt an Fischen nicht so artenreich wie vor der Küste. In den Flüssen und Seen leben Aale, Forellen, Lachse, Stichlinge und Saiblinge, also fast ausschließlich Lachsartige (Salmonidae), die teilweise für Wochen und Monate ins Meer wandern.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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