Kuba  7.1 Allgemeines
Kuba zählte vor der Revolution, gemäß Pro-Kopf-BIP, zu den reichsten Ländern Lateinamerikas und hatte z.B. ein doppelt so hohes Pro-Kopf-BIP, wie das damalige Spanien [2]. Es war der weltweit größte Exporteur von Zucker. US-Amerikaner kauften jährlich eine fixe Menge Zucker über den Weltmarktpreisen auf. Durch dieses Kartell konnte der Zuckerpreis auf hohem Niveau gehalten und die marktbeherrschende Stellung des kubanischen Zuckers gesichert werden.
Die hohen Gewinne wurden jedoch meist von US-Unternehmen, wie z. B. der Hershey Company erzielt, welche eigene Zuckermühlen und Transportinfrastruktur auf Kuba besaßen. Nur ein Teil der Erlöse wurde durch eine zahlenmäßig kleine Oberschicht realisiert, deren Vertreter nach der Revolution meist enteignet wurden und fast alle in die USA auswanderten. Wie die bekannte Bacardifamilie drängten sie die US-Regierung zur wirtschaftlichen Blockade Kubas um ihren Besitz auf Kuba zurück zu erlangen.
Die einfache Bevölkerung auf dem Land konnte vom Zuckerhandel kaum profitieren. Es bestand ein krasser Gegensatz zwischen amerikanisch geprägtem Lebensstil in Luxusvierteln der Großstädte und dem Leben unter einfachsten Bedingungen auf dem Land.
Heute ist Kuba eine der letzten bestehenden sozialistischen Volkswirtschaften. Nach dem Ende der UdSSR kam es mit dem Wegfall des wichtigsten Handelspartners Kubas 1991 zu einer ökonomischen Krise (genannt período especial en época de paz = besondere Periode in Friedenszeiten; kurz: período especial/Sonderperiode), die bis heute andauert. Der Ostblock hatte Kubas landwirtschaftliche Produkte über dem Marktpreis gekauft und Finanzhilfen geleistet, allein die UdSSR zahlte zuletzt 5 Milliarden Dollar jährlich (zum Vergleich: das heutige Bruttosozialprodukt Kubas liegt in einer Größenordnung von etwa 18.5 Milliarden US-Dollar jährlich). Wegen der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten war der US-Dollar ab 1993 offizielles Zahlungsmittel neben dem Peso, doch seit dem 8. November 2004 ist der US-Dollar durch den Peso Convertible ersetzt.
Die desolate Wirtschaftslage zwang die Regierung zu marktwirtschaftlichen Reformen, um die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Es entstand neben der Planwirtschaft ein zweiter produktiverer Wirtschaftsbereich mit marktwirtschaftlichen Elementen. Erstmals wurden kleine Familien- und Einpersonenbetriebe zugelassen, einige Staatsbetriebe wurden nach betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen geführt und Bauern durften einen Teil ihrer produzierten Waren selbst verkaufen. Zur Nutzung ausländischen Investionskapitals wurden Joint-Ventures mit kubanischen Staatsunternehmen gegründet. Die Joint-Ventures mit ausländischen Firmen unterliegen jedoch Beschränkungen. Sie dürfen ihre Mitarbeiter nicht selbst aussuchen und müssen den Lohn ihrer kubanischen Mitarbeiter in Dollar an die Regierung zahlen. Diese erhalten nur den nach dem amtlichen Kurs umgerechneten Lohn in Pesos ausbezahlt. Ein Großteil des Lohnes wird so an den Staat abgeführt.
Trotz Strafen blüht auch der Schwarzmarkt, da nicht alle Bedürfnisse der Einwohner durch den staatlichen Handel befriedigt werden können.

03.06.2007 - Seiteninhalt steht unter der
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